Holocaust-Mahnmal

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"Herr Diepgen kann ebensowenig wie ich oder wie irgend jemand sonst entscheiden, wo es langgeht." Zu dieser Einsicht ist der Staatsminister für Kultur, Michael Naumann, gekommen, nachdem er im Südwestfunk gesagt hatte, daß der noch immer offene zweite Wettbewerb für ein Holocaust-Mahnmal in dieser Woche beendet werden könne. Eben diesen Wettbewerb hat der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, für gescheitert erklärt. Er will, daß "die Verfassungsorgane der BRD und das Land Berlin zusammentreten, um die Entscheidung vorzubereiten".

In dieser Woche treffen sich die drei Auslober des Wettbewerbs - Bund, Land Berlin und Förderkreis -, um die Frage zu klären, ob das Verfahren überhaupt noch zu Ende geführt werden soll, nachdem sich sowohl Naumann als auch Gerhard Schröder für den dritten Entwurf von Peter Eisenman ausgesprochen hatten. Zuletzt hatte nur die ehemalige Vorsitzende des Förderkreises, Lea Rosh, auf einem regulären Abschluß der Ausschreibung bestanden. Gegen "Eisenman III" waren aber rechtliche Bedenken laut geworden, weil ein in das Mahnmal integriertes Museum nicht den Wettbewerbsbestimmungen entspricht. Ein Auftrag an Eisenman ohne Ausschreibung sei "unzulässig", erklärte auch der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Peter Conradi. Was immer bei den Treffen herauskommen mag, über ein Votum des Volkssouveräns könne sich, so Naumann, niemand hinwegsetzen. Und der öffentlichen Meinung wird derzeit viel Einfluß zugeschrieben. Vielleicht gibt es ja bald auch eine Unterschriftenkampagne gegen ein Holocaust-Mahnmal.