Polens Bauern trauern

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Kaum waren sie einigermaßen beruhigt und die tagelangen Verkehrsblockaden aufgehoben, holte die radikale Bauerngewerkschaft "Samoobrona" (Selbstverteidigung) wieder rund zehntausend Bauern aus ganz Polen auf die Straße bzw. in die Innenstadt Warschaus, um vor allem gegen den Finanzminister Leszek Balcerowicz und seine "finanzdisziplinierte Wirtschaftspolitik" zu demonstrieren. Selbst im Parlament wurde alles andere als ruhig über diese Politik diskutiert, nachdem die oppositionelle Bauernpartei einen Mißtrauensantrag stellte, der jedoch letzten Donnerstag abgewiesen wurde. Während die zwei anderen großen Bauernverbände in Polen bereits einen Kompromiß mit der Regierung über die Landwirtschaftspolitik unterschrieben haben, sträubt sich Samoobronas Vorsitzender Andrzej Lepper, eine solche Vereinbarung zu treffen. Zumal auch noch einiges auf die polnischen Bauern zukommen wird - bei einem EU-Beitritt und der dafür notwendigen Agrarreform. Überhaupt Reformen: Balcerowicz hat schon wieder andere Probleme. Auch die Neugestaltung des Gesundheitswesens, das nach dem Muster des deutschen Systems aufgebaut werden soll - bisher waren Arztbesuche generell kostenlos und eine Krankenversicherung nicht nötig - dürfte die polnische Regierung finanziell überfordern.