Antifaschistische Volkspädogogik

Morgen wieder Morgenthau

<none>

Bittet man die heimische Bevölkerung höflich, zivilisatorische Mindeststandards einzuhalten ("Du sollst andere nicht totschlagen"), fruchtet es meist nichts. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Da muss man schon mit Maßnahmen kommen, die der Deutsche versteht: Druck, Nötigung, Zwang. "Die deutsche Gesellschaft hat kein eigenes Interesse an einer Bekämpfung des Rassismus. Daher muss ihr das Interesse daran aufgezwungen werden."

Das hat jetzt auch die Antifaschistische Aktion Berlin gemerkt und unter dem passenden Titel "Ethnische Säuberungen in Berlin und Brandenburg 1998/99" eine lehrreiche Broschüre herausgegeben, die nicht nur einschlägige Aufsätze, Kommentare und Originaltöne zum Thema versammelt ("Ist mir doch egal, ob die Sau verreckt"), sondern sich auch durch Zweisprachigkeit (deutsch/englisch) von anderen Publikationen abhebt. Neben einer umfangreichen Chronologie des rassistischen Alltags sind dem formschönen Heft auch übersichtliche Landkärtchen beigegeben. Mittels diverser Symbole lässt sich rasch ermitteln, in welchen Regionen es am deutschesten zugeht.

In kompakter Form wird nochmal nachgewiesen, dass man hierzulande von neonazistischen Horden umgeben ist, doch dankenswerterweise wird auch vorgeschlagen, was dagegen zu tun ist: "Daher rufen wir zu einem internationalen Boykott von Berlin und Brandenburg auf." Genau. Lässt man die Deutschen nämlich zu lange unbeaufsichtigt, kann erfahrungsgemäß irgendwann nur noch das Ausland dabei helfen, sie zum Stillstand zu bringen. Und zwar durch Wirtschaftssanktionen und internationale Ächtung.

Erst dann wird der Brandenburger merken, dass Menschenjagd kein allgemein üblicher Freizeitsport ist. Nicht mit feinsinnigen Überredungskünsten und gut gemeinten Appellen hindert man das ausländerfeindliche Volk an seinem Tun, sondern mit strafender Hand und verschlossener Börse. Nur so hat man das völkische Pack im Sack: ihm nichts mehr vom Kuchen abgeben, sein Taschengeld streichen, es aufs Zimmer schicken und nicht mehr mit ihm sprechen. Wer nicht hören will, muss fühlen.

Nur dank aufgeweckter Investoren, die sich als Handelspartner verweigern, kann es gelingen, dass Berlin und Brandenburg, die bisher im Ausland vor allem als Orte schlechten Wetters und nationalen Größenwahns aufgefallen sind, zu Gegenden des fortschreitenden ökonomischen Niedergangs und der kulturellen Totalverödung werden. Hat man es erstmal geschafft, die so genannten Braunen Zonen zu verkarsteten Monokulturen zu machen, kann man wieder befreit aufatmen. Vorher nicht.

Antifaschistische Aktion Berlin (Hg.): Ethnische Säuberungen in Berlin und Brandenburg 1998/99, 88 S. Die Broschüre ist in Infoläden und linken Buchläden zu erhalten.