Ein Denkmal für Rosa

Noske-Lehmann-Brauns

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Zehntausende pilgern jährlich zum Grab von Rosa Luxemburg. Sie gilt sie als Säulenheilige, für viele Linke hat sie den gleichen Stellenwert wie die Mutter Maria für überzeugte Katholiken.

Ein Denkmal für Rosa Luxemburg gibt es in Berlin bereits. Es ist etwas zu klein geraten und sieht aus, als hätte es Margot Honecker nach Feierabend getöpfert. Niemand wollte es haben. Nach einigem Hin und Her steht es nun vor dem alten Gebäude des Neuen Deutschland. Dort steht es gut. Kein Wunder also, dass Berlin ein neues Denkmal braucht. Ein Denkmal, das möglichst den widersprüchlichen Charakter der Kommunistin zeigt.

Darin waren sich auch fast alle einig, die vorvergangenes Wochenende bei der Tagung "Ein Zeichen für Rosa Luxemburg" im Berliner Willy-Brandt-Haus, sprachen. Das Symposium, veranstaltet unter anderem von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Büro für Kunst im öffentlichen Raum sowie der Rosa-Luxemburg-Stiftung der PDS, diente zur Vorbereitung künstlerischen Wettbewerbs.

Allein Manfred Scharrer, Leiter der ÖTV-Bundesschule und promovierter Luxemburg-Experte, sprach sich vehement gegen eine neues Denkmal aus. Denn die KPD-Gründerin hätte - entgegen anders lautenden Gerüchten - weniger auf die Spontaneität der Massen, sondern auf die Diktatur des Proletariats gesetzt.

Unterstützt wurde er vom CDU-Kulturexperten Uwe Lehmann-Brauns. Der ließ sich zwar wegen dringenden Koalitionsverhandlungen auf der Tagung entschuldigen, verriet der FAZ aber nachträglich seine Meinung. "Man sollte heute noch Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Gustav Noske dankbar sein, dass sie 1918/19 die demokratische Republik gegen die Umsturzpläne der Anhänger Rosa Luxemburgs gerettet haben", wird er in einer zu klein geratenen Berlin-Beilage der FAZ zitiert. Denn Großes wurde damals geleistet: "Hätte sich die KPD seinerzeit durchgesetzt, wäre Deutschland zur Sowjetrepublik geworden, mit aller diktatorischen Konsequenz."

Hätte sich Rosa Luxemburg durchgesetzt, wären vielleicht die Nazis nicht an die Macht gekommen. Aber was zählen schon für einen CDU-Kulturexperten solche historischen Kleinigkeiten?

Einfallsreicher wirkte der Vorschlag von Frigga Haug. Statt eines Denkmals für Rosa Luxemburg, schrieb sie, die wegen Krankheit ebenfalls fehlte, in ihrem Vortrag, "würde ich die Täter abbilden, die Auftraggeber in Staat, Partei, Wirtschaft, das Volk, soweit es in dumpfen Vorurteilen solche Taten wie die Erschlagung der Rosa Luxemburg ermöglicht - immer wieder". Ein Denkmal für Lehmann-Brauns, sozusagen.

Der Gedanke erscheint zunächst sympathisch, verhindert er doch die bei dem Thema fast obligatorische Verklärung. Genauer betrachtet zeigt er jedoch gravierende Nachteile. Ein solches Denkmal müsste zwangsläufig sehr hässlich sein. Und freiwillig sieht man sowas doch nie an.