Strauss à la Strauß

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Vielleicht prägt der Familienname ja doch das Verhalten eines Politikers. Da ist ein Herr Strauss zuerst Industrieminister seines Landes. Als seine Regierung abgewählt wird, wechselt er zum größten Energieversorger des Landes, der außerdem einer der größten Atomkonzerne Europas ist. Der Vertrag bringt ihm gut 150 000 Euro ein. Danach geht er als Minister für Wirtschaft und Finanzen wieder in die Regierung. Damit ist er direkt für seinen früheren Arbeitgeber, den Energiekonzern zuständig. In dieser Funktion fällt er dadurch auf, dass er Atomkraft-Gegner drängt, endlich eine »realistische Haltung« zur Plutoniumwirtschaft einzunehmen.

Diese Laufbahn - die er gewiss selbst gern eingeschlagen hätte - war Franz Josef nicht vergönnt. Doch im Nachbarland stand schon Dominique bereit, der statt eines zweiten Vornamens den zweiten Nachnamen Kahn führt. Weil Dominique Strauss-Kahn nicht bei der CSU war, sondern bei den sozialdemokratischen Sozialisten, trauerte ihm der Linkskeynesianer Rudolf Hickel als letztem »anti-neoliberalem Mahner« nach, als der Minister Anfang November wegen eines anderen Skandals zurücktreten musste: Strauss-Kahn hatte von der nationalen Pflichtversicherung für Studenten für angebliche Beratertätigkeit fingierte Honorare von mehr als 90 000 Euro erhalten. Sein deutscher Ressortkollege Hans Eichel wünschte ihm trotzdem eine »baldige Rückkehr in die Politik«. Daraus wird jetzt wohl nichts mehr werden. Der Französische Rechnungshof prüft zur Zeit, wie weit Strauss-Kahn seine Aufgaben als Berater des Energiekonzerns EDF und als Minister vermischte.