Internationale Kampagne für Mumia Abu-Jamal

Rush to death

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Schon der erste Monat dieses Jahres hat in den USA mit einer Hinrichtungswelle begonnen. Sechs Menschen wurden seit dem 1. Januar in mehreren Bundesstaaten Opfer des staatlich angeordneten Mordens. Tendenz: steigend. Waren es 1999 schon 98 Hinrichtungen - und damit so viele wie zuletzt 1959 -, so befürchtet zum Beispiel das Death Penalty Information Center in Washington DC, dass sich diese Zahl im laufenden Jahr verdoppeln wird. Angesichts einer Zweidrittelmehrheit in der US-Bevölkerung für die Todesstrafe versuchen TodesstrafengegnerInnen jetzt, mit einer Kampagne für ein zeitlich begrenztes Moratorium von Hinrichtungen in mehreren Bundesstaaten wie beispielsweise Illinois, den »rush to death« zumindest zu verzögern.

Angesichts dieser Situation hat für TodesstrafengegnerInnen in den USA der Fall des US-Journalisten und Todeskandidaten Mumia Abu-Jamal höchste Priorität. Schließlich ist Abu-Jamal derzeit einer der international und US-weit bekanntesten Todeskandidaten. Im Frühjahr muss der momentan zuständige Bundesrichter William Yohn entscheiden, wie er mit dem Antrag von Abu-Jamals Verteidigern auf eine neue Beweisaufnahme und, im Anschluss daran, auf ein neues Verfahren umgehen wird (Jungle World, 43/99).

Abu-Jamals UnterstützerInnen haben daher für das Frühjahr eine US-weite und internationale Mobilisierung geplant. Der Auftakt: Am 12. Januar übergab eine Delegation internationaler GewerkschafterInnen zusammen mit dem Sohn des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King dem Weißen Haus eine Petition, mit der US-Justizministerin Janet Reno aufgefordert wird, eine Untersuchung über die Ermittlungspraktiken der Sicherheitsbehörden von Philadelphia einzuleiten. Derweil veröffentlichten die afro-amerikanischen Schriftstellerinnen Alice Walker und Toni Morrison einen Aufruf zur Solidarität mit dem inhaftierten Journalisten.

Am 22. Januar demonstrierten in Luxemburg und Houston/Texas Hunderte von Menschen für ein neues Verfahren für Abu-Jamal. Am 5. Februar geht es mit internationalen Aktionen weiter: In Berlin mit der von einem breiten Bündnis getragenen Demonstration »Für das Leben und die Freiheit von Mumia Abu-Jamal«, zeitgleich in London mit einer Öffentlichkeitsaktion vor der US-Botschaft. Am 19. Februar wird dann in New York eine »Emergency National Conference« stattfinden, wo sich AktivistInnen aus allen US-Bundesstaaten treffen werden, um über effektivere Kampagnenarbeit zu diskutieren. Für Ende Februar sind in Washington DC und San Francisco »gewaltfreie Aktionen zivilen Ungehorsams« geplant. Am 5. März wird es in London eine Großdemonstration geben.

Gegenüber Jungle World betonte Abu-Jamals Rechtsanwalt Len Weinglass die Bedeutung internationaler Aktivitäten. »Die internationalen Proteste haben 1995 dazu geführt, dass der Fall in den US-Medien überhaupt bekannt wurde, und damit der Mobilisierung in den USA entscheidende Anstöße gegeben«, so Weinglass. »Angesichts der kritischen Phase, in der sich Abu-Jamals Verfahren befindet, ist die internationale Öffentlichkeit wichtiger denn je.«

Weitere Informationen und Termine unter:
www.berlinet.de