Haiders erstes Opfer

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Zeitgleich mit der von massiven Protesten überschatteten Vereidigung der neuen Bundesregierung in Wien fand in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz eine ähnlich bedeutungsvolle Zeremonie statt: Der Innenpolitik-Redakteur der Oberösterreichischen Nachrichten, Gerhard Marschall, wurde von seinem Chefredakteur Hans Köppl und Herausgeber Rudolf Andreas Cuturi gefeuert. Die Chefs teilten dem Redakteur mit, dass er »angesichts der neuen politischen Situation nicht mehr tragbar« für das angeblich unabhängige Regionalblatt sei. Marschall solle einer einvernehmlichen Trennung zustimmen, andernfalls werde er gekündigt.

Hintergrund sind Marschalls Haider-kritische Kommentare und vor allem ein umstrittenes Interview mit dem Chef der Freiheitlichen. Vor einem halben Jahr meinte der FPÖ-Chef und Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider in einem Gespräch mit Marschall, die anderen Landeshauptmänner würden »nichts arbeiten wollen«. Damals bestritt Haider dieses Zitat, es wurde aber durch einen Tonbandmitschnitt eindeutig belegt. Mit dem Hinauswurf Marschalls haben die Herausgeber der Oberösterreichischen Nachrichten rekordverdächtig schnell auf die neue politische Konstellation in Österreich reagiert.