Eine Million Arschlöcher

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Man müsste Haider erschießen. Irgendjemand, der nur noch zwei Monate zu leben hat. Wenn Haider weg ist, ist es auch mit der Partei aus. Haider ist einer, aber 28 Prozent der Österreicher sind über eine Million, und das sind die Arschlöcher. Der Österreicher an sich, da unterscheidet er sich auch nicht vom Deutschen oder Franzosen oder Schweizer, ist ein irrsinniges Arschloch. Was wird im Fernsehen geschaut? Musikantenstadl, »Vera«, entsetzliche faschistische Gehirnwäsche, das wird geliebt und gewählt. Wer sind denn die Leute, die F wählen? Das sind vor allem Jugendliche, zum Beispiel Männer bis 30, die musst du natürlich an die Wand stellen oder ausweisen.

Das Copyright für diese Lösungsansätze liegt leider nicht bei der Jungle World, sondern bei Christoph Grissemann und Dirk Stermann, zwei Satirikern, deren Sendung im ORF-Radiosender FM4 in Österreich Kultstatus hat. Seit diese Äußerungen von Ende Oktober veröffentlicht wurden, werden die beiden ihres Lebens nicht mehr froh. »Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits«, ließ ORF-Kurator Peter Westenthaler (FPÖ) die engagierten Antifaschisten wissen: »Das muss mit der vollen Härte des Gesetzes verfolgt werden.«

Nachdem der ORF gegen Grissemann und Stermann ein Verbot von Livesendungen verhängt hat, haben sich die Satiriker erst einmal ins Ausland abgesetzt. Nun leisten sie Abbitte. Sie seien »in alkoholisiertem Zustand gewesen«, als sie Aussagen im Anschluss an eine Veranstaltung gemacht hätten, die »selbstverständlich nicht ernst gemeint« gewesen seien, und überhaupt hätten sie »als Kunstfiguren« gesprochen und »nicht als die Privatpersonen Dirk Stermann und Christoph Grissemann«. Schade: Manchmal wünscht man sich, das wirkliche Leben wäre so schön wie die Kunst.