Robben und Bären I

Scheiß Sex!

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Partys in Berlin sind meist stinklangweilig. Heute gibt sich ja keiner mehr Mühe, die Leute zu unterhalten. Mein Tipp: Lesen Sie ihnen einfach was vor. Zur Zeit führe ich das »ABC des Sex«, das große Internet-Lexikon, bei mir. Denn worüber wird am meisten gesprochen? Sex! Sex haben Sie bestimmt auch schon mal gehabt, was? Ich sag immer: Die Leute müssen mehr ficken! Sonst gibt es sie nicht mehr lange. Das erzähle ich aber immer nur im privaten Kreis, haha. Aber mal im Ernst: Wahrscheinlicher ist, dass sie mehr künstliche Befruchtungen brauchen. Sex hat doch keiner mehr. Das hat sogar der Spiegel rausgefunden und brachte letztens einen Titel über »Singles«. Der Grund: Man soll keinen Sex mehr haben, denn der ist zu gefährlich. Die Süddeutsche Zeitung kartete gleich nach: »Sexsüchtig« stand im Magazin, eine schaurige Geschichte über Leute, die vielleicht drei Mal in ihrem Leben Sex hatten.

Sex ist eine Gefahr, die sich keiner antun sollte. Rüdiger ist deshalb »immer in die Falsche verliebt«, Julia »solo«, Hotte seine Freundin ist »ausgezogen«, Meike zu anspruchsvoll, Reini ist verheiratet, Mustafa ständig betrunken. Und Fritz ist alles: zu kompliziert. Beziehungen sind schon schlimm. Aber Sex ist noch viel verfrickelter. Ich z.B. glaubte, die ideale Lösung gefunden zu haben und versuchte einst, mein Single-Dasein für eine Weile als Anhänger von Mixoscopia Bestialis zu überbrücken. Das ist die Lust, den Beischlaf zwischen Tieren oder Mensch und Tier zu beobachten. War doch mal was anderes. Aber dann beschlagnahmte mir das Ordnungsamt mein Eselpärchen glatt aus der guten Stube weg. Die Nachbarn hatten sich beschwert. Aber Sex mit Tieren, so teile ich der staunenden Zuhörerschaft gemäß meiner fachmedizinischen Vorlage mit, ist »unseres Wissens seit dem 1. April 1970 nicht mehr strafbar«. »Auch in vielen anderen Ländern ist Tiersex erlaubt. In Dänemark gibt es für Tiersexliebhaber Hundebordelle.«

Eigentlich alles okay, doch da ist es wieder - Sex ist zu kompliziert und gefährlich obendrein: »Tiere haben andere Geschlechtsorgane als Menschen.« »Kater haben Widerhaken an der Penisspitze (deshalb fauchen die Katzen beim Herausziehen so).« Wenn Sie nicht ins Fauchen kommen wollen - wie wär's mit einem Hund? »Hunde haben Penisknochen und der Penis eines Schäferhundes wird im erigierten Zustand zehn Zentimeter dick. Bei der Wurzel jedes Hundepenis wird der so genannte Schwellknoten bei der Erektion so dick, dass Sie ihn vielleicht nicht herausziehen können, z.B. wenn Sie sich anal penetrieren lassen. Der Fachausdruck ist Hängen.« Außer dem Hänger muss man auch mit BSE und Milzbrand rechnen. Und: »Tiere können beißen. Sie können sich ja für Ihren Arzt eine tolle Geschichte ausdenken, warum Ihnen der friedliche Hund auf einmal die Eichel abgebissen hat.« Toller Witz.

Frauen sind von Sex besonders betroffen. Das Lexikon: »In der Scheide muss etwas sein. Viele Frauen berichten, dass sie während der Selbstbefriedigung zwar keine Gegenstände/Finger einführen, dass sie aber beim Orgasmus selbst das Gefühle haben, die Scheide sollte jetzt mit etwas gefüllt sein. Überwinden Sie sich also als Frau und lassen während des Orgasmus etwas in Ihrer Vagina sein.« Überwinden Sie sich - was hat sich die Biologie da bloß gedacht? Was sollen die Frauen denn verwenden? Füllschaum? Schnellhärtenden Zement?

Männern hingegen kann der Penis gelegentlich »mit einem Knall brechen«. Ist dies nicht der Fall, passiert vielleicht das Gegenteil. Es wird langweilig. Der »ABC des Sex»-Tipp: »Ejakulieren Sie mal woanders hin.«

Ja, und die Aktentasche vom Chef ist schon ganz voll. Ich habe dem Dämon Sex abgeschworen und vertreibe mir die Zeit lieber mit anderen Dingen. Z.B. lasse ich mir in der Kneipe immer zwei Eiswürfel geben und lasse sie in einem unbeobachteten Moment einem beliebigen Gast ins Bierglas gleiten. Wenn der dann beim Trinken merkt, da ist was drin, sage ich: »Kennst du eigentlich diese Steine, die in Kneipen immer in der Pissrinne liegen?« Mein prominentestes Opfer: Heiner Lauterbach. Der hat mich mit den Worten »Ich reiß dir den Kopf ab und scheiß dir in den Hals« durchs ganze »Planet Hollywood« gejagt, bevor ich auf meinem Bonanzarad entkommen konnte. Das hat doch was: Da bricht einem wenigstens der Penis nicht ab, und eins in die Fresse ist einem auch (fast) sicher.