Deutsches Haus

<none>

In Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) ist in der Nacht zum 18. August ein Brandanschlag auf einen Asia-Imbiss verübt worden. Der Stand ging in Flammen auf. Zwei 19jährige Männer, die zur rechten Szene gehören, wurden festgenommen. In Brandenburg ist ein 28 Jahre alter Mann aus Angola zweimal von Neonazis attackiert worden. Am Morgen des 17. August wurde er bei seiner Arbeit auf dem S-Bahnhof Mahlow von rechten Skins geschlagen, getreten und beschimpft. Kurz darauf wurde er von zwei Leuten aus der Gruppe erneut angegriffen. Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen. Rechtsradikale Jugendliche griffen am 16. August auf dem Berliner S-Bahnhof Springpfuhl eine Frau und ihre Tochter an. Weil sie nicht deutsch ausgesehen habe, schlugen sie der Tochter eine Flasche auf den Kopf und warfen ihre Mutter zu Boden. Passanten griffen nicht ein. Mario Offenburg, Vorstandssprecher der jüdischen Gemeinde Adass Jisroel in Berlin, zeigt sich besorgt über den wachsenden Antisemitimus in Deutschland. Einige Gemeindemitglieder hätten Angst, spät vom Gottesdienst nach Hause zu gehen, andere wünschten, Post von der Gemeinde solle ohne erkennbaren Absender in ihr Haus kommen - damit sie nicht von Nachbarn als Juden erkannt werden. In Bamberg, wo am 7. August ein Sprengsatz an einem von Juden bewohnten Haus gefunden wurde, verzeichnet die jüdische Gemeinde eine deutliche Zunahme antisemitischer Briefe und Telefonanrufe. Der Vorsitzende der Gemeinde, Heinrich Olmer, spricht von »Drohungen massivster Art, teilweise sogar Morddrohungen« und stellt sie in einen Zusammenhang mit dem Attentatsversuch. In den frühen Morgenstunden des 15. August drang die Polizei im Auftrag der Ausländerbehörde Delmenhorst (Niedersachsen) in die Wohnung des kurdischen Asylsuchenden Hasan Sevimli ein. Der 18jährige sollte festgenommen und nach Istanbul abgeschoben werden. Der »unerfreuliche Verwaltungsvorgang«, wie Dezernent Friedrich Hübner die Polizeiaktion nannte, verlief erfolglos. Sevimli war rechtzeitig untergetaucht. Bei einer Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen im sächsischen Delitzsch erlitt am 13. August ein Aussiedler schwere Stichverletzungen. Nach der Schlägerei, bei der auch zwei rechte Deutsche verletzt wurden, versuchten die Neonazis, eine Wohnung von Aussiedlern zu stürmen, was aber von der Polizei verhindert wurde. In Konstanz griffen Skinheads zwei Farbige an und warfen einen der beiden in den Bodensee. Die Polizei nahm fünf Tatverdächtige fest. Allein in Brandenburg wurden im Juli dieses Jahres 157 Menschen abgeschoben. Wie das Innenministerium mitteilte, seien im ersten Halbjahr 874 AusländerInnen aus diesem Bundesland abgeschoben worden, darunter 369 abgelehnte Asylsuchende und 505 Personen, die sich illegal dort aufgehalten hätten. Nach einer Studie der Berliner Sozialwissenschaftler Oskar Niedermayer und Richard Stöss sind in der Hauptstadt zwölf Prozent, in Brandenburg 21 Prozent der Bevölkerung rechtsextrem eingestellt. Damit hat sich die Zahl der offensichtlich rechtsradikal Gesinnten innerhalb eines Jahres in beiden Ländern um etwa zehn Prozent erhöht. Selbst unter den Befragten, die die beiden Professoren nicht als eindeutig rechtsextrem einstuften, stimmten drei Prozent in Berlin und sechs Prozent in Brandenburg dem Satz zu, Anschläge auf Asylbewerberheime könne man »gut verstehen«.