Griechische Jugend-Studie

Ewige Werte

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Wer immer schon von Heimat, Religion und Familie gepredigt hat, kann sich freuen. Die traditionellen Werte gelten mittlerweile als die drei wichtigsten Bezugspunkte für die heutige griechische Jugend. Im Dezember vergangenen Jahres wurde in der Tageszeitung Eleftherotypia eine Statistik des Nationalen Zentrums für Soziale Forschung (EKKE) veröffentlicht, die großes Aufsehen erregte - vor allem unter jenen, die sich bisher ein falsches Bild von der vermeintlich progressiven und libertären Jugend gemacht hatten.

EKKE ist das seriöseste Forschungsinstitut Griechenlands. Die Studie wurde im Auftrag des Bildungsministeriums unter 1 212 SchülerInnen, 400 LehrerInnen und 816 Vätern und Müttern durchgeführt. Wer in Griechenland das Abitur erhalten will, hat nach dem sechsjährigen Grundschulaufenthalt noch drei Jahre lang das Gymnasium und weitere drei Jahre das Lyzeum zu besuchen. In der Studie wurden jeweils SchülerInnen der letzten Klasse des Gymnasiums und des Lyzeums befragt.

Den Ergebnissen zufolge sind die Armee, die Kirche und die Justiz diejenigen Institutionen, auf die sich die Jugendlichen besonders gerne verlassen. 77,6 Prozent der GymnasiastInnen schenken der Armee ihr Vertrauen und sie liegen damit nur knapp hinter den Werten der befragten Eltern.

Etwa 80 Prozent aller Befragten äußerten den Wunsch, dass sich die Kirche mehr beim Thema Arbeitslosigkeit engagieren soll. Ideal wäre die Schaffung von zusätzlichen Priesterstellen. Denn Bedarf an Seelsorge ist nach den Vorstellungen der befragten Jugendlichen reichlich vorhanden, über 70 Prozent wollen, dass die Kirche stärker in den Familien präsent ist.

Ausländern gegenüber sind die Jugendlichen sehr skeptisch. Keine ausländische Gruppe wird von mehr als acht Prozent der Befragten als »sympathisch« eingestuft. An erster Stelle werden dabei die Serben genannt, da sie derselben Religionsgemeinschaft wie die Griechen angehören. Die Ergebnisse könnten in diesem Sinne auch als nationalistische Ausländerfreundlichkeit interpretiert werden.

Vor allem aber dominiert die Furcht vor der Globalisierung. Rund 93 Prozent der SchülerInnen sind der Ansicht, dass »wir jetzt, wo die Grenzen fallen, nichts von unseren Traditionen, Sitten und Gebräuchen verlieren sollen«. 82,9 Prozent der SchülerInnen aus dem Lyzeum sind der Überzeugung, dass alle Griechen von denselben Vorfahren abstammen. Sie gehörten zur selben Familie und seien daher allesamt Brüder und Schwestern. 92,1 Prozent von ihnen glauben auch, dass die Ausländer an der Arbeitslosigkeit schuld seien, und drei Viertel sind sicher, dass »unsere nationale Homogenität« gefährdet sei.

Von der Presse, dem Fernsehen und dem Parlament halten die Jugendlichen wenig. Obwohl auch das Gegenteil nicht gerade wünschenswert wäre, lässt dies eine gewisse Ablehnung der traditionellen demokratischen Institutionen erkennen.

Die Befragung wurde kurz nach den Aktionen der SchülerInnenbewegung von 1999 durchgeführt. Bemerkenswert dabei ist, dass die LehrerInnen bei einigen Themen eine liberalere Haltung aufweisen als die SchülerInnen. Von einem Generationenkonflikt - von dem noch während des Streiks häufig die Rede war - ist in der Studie nichts zu entdecken. Im Gegenteil: Die griechische Jugend entdeckt die ewigen Werte ihrer Eltern.