Allianz kauft Dresdner Bank

Ran an die Renten

<none>

Das Volumen ist gigantisch, die Perspektiven sind es ebenso. Mit der Übernahme der Dresdner Bank durch den Versicherungskonzern Allianz entsteht eines der größten Finanzinstitute der Welt. Dort wird demnächst ein Vermögen von rund 1 000 Milliarden Euro verwaltet, was etwa dem Vierfachen des aktuellen Bundeshaushaltes entspricht.

Allein die pure Größe zeigt, dass es hier um mehr als um eine schnöde Übernahme geht. Die Fusion markiert den Start in die private Rentenfinanzierung. Die Vermögensverwaltung ist das Geschäft der Zukunft. Hier wird entschieden, wer den Finanzmarkt beherrschen wird.

Dabei bedeutet die Verbindung für die Dresdner Bank alles andere als eine zukunftsträchtige Lösung. Zum dritten Mal innerhalb von etwas mehr als einem Jahr will sie mit einem großen Partner fusionieren. Nach den gescheiterten Verhandlungen mit der Deutschen Bank und der Commerzbank wird jetzt erst gar nicht mehr versucht, die Übernahme als partnerschaftlichen Zusammenschluss zu verkaufen.

Was jetzt mit der Dresdner geschehen wird, ist ungewiss. Denn die Allianz will einen Allfinanz-Konzern schaffen, der vom Girokonto über Aktienfonds bis zur Lebensversicherung alles anbietet. Sie ist daher vor allem an dem Filialnetz und dem lukrativen Fondsgeschäft der Dresdner interessiert. Gut möglich, dass sie die Bank anschließend einfach zerschlagen wird.

Doch auch für die Allianz ist der Coup zunächst ein unsicheres Geschäft. Das Konzept, einen Supermarkt für Finanzdienstleistungen zu eröffnen, hat sich in Deutschland noch nicht durchgesetzt. Wer ein Girokonto eröffnet, will nicht gleich eine Lebensversicherung mit nach Hause nehmen. Und Bankangestellte sind nicht unbedingt scharf darauf, ihren Kunden auch noch eine Versicherung aufzuschwatzen.

Dennoch sieht die Allianz hier ihre Perspektiven. Sie hat vermutlich Recht damit. Spätestens seit Walter Riesters Rentenreform ist klar, dass zumindest ein Teil der Altersvorsorge privat zu finanzieren ist. Wer bisher brav seine Beiträge zahlte, wird daher notgedrungen zum Anteilseigner, dem vor allem die Gewinnmaximierung seiner Wertpapiere am Herzen liegen muss. Bald wird der Kursteil der Zeitungen zum wichtigsten Indiz, wie sich das Leben im Alter gestalten wird.

Kein Wunder also, dass auch die anderen Institute an Fusionen basteln. Die Deutsche Bank arbeitet intensiv an einer Verbindung mit dem französischen Versicherungskonzern und Allianz-Konkurrenen Axa. Die Münchner Rück und die Hypo-Vereinsbank wollen zumindest ihren Vertrieb gemeinsam ausbauen. Sie alle gehen davon aus, dass mit dem Einstieg in die private Rente der Run auf die Wertpapiere erst richtig beginnt.

Diese Entwicklung schafft daher nicht nur neue Konzentrationen auf dem Finanzmarkt und fegt schwächere Institute wie etwa die Dresdner Bank hinweg. Sie wird auch vom staatlichen Rentensystem auf die Dauer nicht viel übrig lassen. Es wird bald von privaten Anbietern ersetzt.

Das weiß auch die Allianz, die diesen Markt nun erobern will. Sie wird langfristig davon profitieren - im Gegensatz zu ihren Kunden. Denn angesichts der extremen Kursentwicklung am Neuen Markt ist es mehr als zweifelhaft, ob diese mit der Privatisierung ihrer Rente jemals glücklich werden. Allein, es wird ihnen kaum etwas anderes übrig bleiben, als es zu versuchen. Denn eine Alternative gibt es bald nicht mehr.