Pastrana lässt die Waffen sprechen

Operation Thanatos

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Kolumbiens Präsident Andrés Pastrana hat die USA am Freitag ersucht, Waffen, die sein Land im Rahmen des Plan Colombia von den Vereinigten Staaten erhielt, im Kampf gegen die größte kolumbianische Guerillaorganisation Farc einsetzen zu dürfen. Um Hubschrauber und andere Rüstungsgüter geht es dabei, die die Armee verwenden will, um die entmilitarisierte Zone im Süden des Landes möglichst schnell wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das US-State Department erklärte am Freitag zunächst, es könne mehr geheimdienstliche Informationen an das kolumbianische Militär liefern.

Die »zona de despeje« war der Farc überantwortet worden, um dort Friedensgespräche mit der Regierung abzuhalten. Doch verhandelt wird nicht mehr, seitdem am vergangenen Mittwoch eine Linienmaschine der kolumbianischen Fluggesellschaft Aires entführt wurde. An Bord befand sich Senator Jorge Eduardo Gechem Turbay, der Vorsitzende der Friedenskommission des Senats, der Regierungsangaben zufolge von Guerilleros der Farc entführt wurde. Damit habe die Farc, so Pastrana in seiner Fernsehansprache an die Nation am Mittwochabend, gegen das Abkommen von Los Pozos verstoßen, das am 20. Januar unterzeichnet worden war; darin hatte sich die Farc verpflichtet, ab sofort von Entführungen abzusehen. Auch sei die Verhandlungszone von der Farc als Waffenlager und Drogenlabor missbraucht worden. Pastrana kündigte den Friedensprozess auf und gab der Armee den Befehl, die Zone einzunehmen.

Wenige Stunden später, um Mitternacht, stiegen die ersten Kampfflugzeuge auf, um insgesamt 85 Ziele in der Zone zu bombardieren. Über 370 Einsätze wurden in den folgenden beiden Tagen geflogen, bevor die ersten 3 000 Soldaten in das Gebiet einmarschierten. Bei der nach Thanatos, dem griechischen Gott des Todes, benannten Militäroperation sind 13 000 Soldaten im Einsatz.

Rund einen Monat vor den Parlamentswahlen stehen die Zeichen also auf Krieg. Finanzminister Juan Manuel Santos kündigte Haushaltseinsparungen in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar an, die dem Militär zugute kommen sollen. Pastrana kann sich bei seinem Vorgehen auf die Unterstützung nahezu sämtlicher Präsidentschaftskandidaten verlassen. Nicht alle plädieren für die militärische Auseinandersetzung wie der Hardliner Alvaro Uribe Vélez, der derzeit aussichtsreichste Bewerber, sehr wohl aber für Verhandlungen unter Vorbedingungen wie einem Waffenstillstand.

Dem hält Marco Calarcá, ein Mitglied der internationalen Farc-Kommission, entgegen, dass die Regierung sich für den Krieg entschieden habe statt für den Verhandlungsweg. Man habe den internationalen Vermittlern keine Möglichkeit zur Vermittlung eingeräumt, so Calarcá in Mexiko-Stadt gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE. Er selbst habe zudem keine Informationen, ob die Farc für die Entführung des Senators verantwortlich sei. Darauf aber deuten die Aussagen der anderen Passagiere und die Landung des Flugzeugs in Hobo, im Süden Kolumbiens, relativ nahe des Farc-Stammgebietes, hin.

Bereits vor der Entführung hatte die Farc zahlreiche Operationen, unter anderem in der Nähe Bogotás, durchgeführt. Anschläge auf die zentrale Strom- und Wasserversorgung der Hauptstadt hatten beispielsweise für Protestmärsche in Bogotá gesorgt. Bei Sprengungen von Brücken kam es zudem zum Tod von Zivilisten. Diese Taten wurden auch von nationalen wie internationalen Menschenrechtsorganisationen verurteilt. Sie sorgen sich nun erneut um die Zivilbevölkerung, vor allem in der ehemaligen Verhandlungszone, die nun bombardiert wird.