LeserInnenworld

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Jungle World, 43/02: »Die Finkelstein-Therapie«

Keine Kommunisten

Es geht mir nicht darum, meine Person oder meine wissenschaftliche Seriosität in Ihrem Blatt zu verteidigen. Da meine Eltern jedoch nicht für sich selbst sprechen können, bin ich verpflichtet, eine Korrektur anzubringen, damit in Deutschland keine neue Legendenbildung aufkommt.

In »politisch korrekten« deutschen Kreisen hat sich ein kleines Gewerbe etabliert, das meinen Seelenzustand erklärt. Der Spiegel ging letztes Jahr sogar so weit, so zu tun, als spräche ich täglich nach dem Joggen in meiner Küche mit zwei Papageien über den Holocaust. Dem schließt sich Arne Behrensen mit einer politischen Deutung an.

Im Rahmen von fünf ausführlichen Abschnitten erklärt er, dass meine verstorbenen Eltern zum Milieu des amerikanisch-jüdischen Kommunismus gehörten und ich auf den Verrat ihrer Werte durch etablierte amerikanisch-jüdische Organisationen reagierte. Nehmen Sie bitte zur Kenntnis: Meine Mutter stand vor dem Krieg politisch rechts der Mitte (sie war eine große Anhängerin der polnischen Pilsudski-Regierung), und mein verstorbener Vater gehörte der zionistischen Jugendbewegung Hashomer Hazair an.

Seit sie 1947 den Boden der Vereinigten Staaten betraten bis zu ihrem Tod 1995 gehörten weder meine Mutter noch mein Vater jemals der kommunistischen Partei oder irgendeiner ihrer Kadergruppen an, besuchten niemals eine Kundgebung oder Veranstaltung der kommunistischen Partei und unterschrieben keinen ihrer Aufrufe. Soviel ich weiß, haben sie kein Mitglied der kommunistischen Partei getroffen oder auch nur mit einem gesprochen. Sie haben tatsächlich überhaupt keine politischen Kundgebungen besucht, und den einzigen Aufruf, den meine Mutter, soweit mir erinnerlich ist, je unterzeichnete, war einer, der die gegenseitige Anerkennung von Israel und den Palästinensern befürwortete.

In Wirklichkeit hatte der nationalsozialistische Völkermord ihr Vertrauen in jede Politik zerstört. Dem Milieu des amerikanisch-jüdischen Kommunismus standen sie so nahe, wie Behrensens Artikel der Wirklichkeit kommt.

Sowohl in unserer Unterhaltung auf der Frankfurter Buchmesse als auch in seinem Artikel bedauert Behrensen, dass ich Moral mit Politik verwechsle. So ein Fehler würde ihm schlechterdings nicht unterlaufen. norman g. finkelstein

Jungle World, 44/02: Om a a am ha ha ham

Viele Töpfe

Schade finde ich, dass ihr, wenn ihr über den Dalai Lama schreibt, jeden Buddhismus in einen Topf werft. Man wirft ja auch nicht die Jungle World und den Focus in einen Topf. Insbesondere der tibetische Buddhismus ist eine Mischung aus Animismus, Sexualpraktiken und einem religiösen Clan- und Feudalsystem. Nicht alles, was sich Buddhismus nennt, ist buddhistisch. stephan schmidt