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Submission – ­reloaded

Seine Pläne hatte der rechtspo­pulistische Abgeordnete Geert Wilders bereits im November bekannt gemacht: Er arbeite an einem Kurzfilm, der zeigen soll, wie »furchtbar und faschistisch« der Koran sei. Der Kurzfilm sollte im Fernsehen ausgestrahlt werden, doch dazu erklärte sich kein Sender bereit. Auch die Internetseite, auf der »Fitna« – so der Titel – Ende März veröffentlicht werden sollte, wurde in der vergangenen Woche kurzerhand abgeschaltet. Am Samstag erklärte Wilders, notfalls werde er den Film als DVD per Hand in der Innenstadt von Amsterdam verteilen.

Der genaue Inhalt des Filmes ist bisher nicht bekannt und trotzdem sorgt er bereits seit Monaten für Aufregung. Denn Wilders Meinungen über den Islam sind bekannt. Sein Hauptthema war immer der » Tsunami der Islamisierung« in den Niederlanden, sein Hassobjekt schlechthin ist dabei der Koran. In der Vergangenheit hat er ein Verbot des Korans gefordert, den er mit Hitlers »Mein Kampf« vergleicht. Die rund 850 000 einheimischen Muslime fordert er auf, »die Hälfte des Korans zu zerreißen, wenn sie in den Niederlanden bleiben wollen«. Nach dem Mord am islamkritischen Regisseur Theo van Gogh 2004 und den Reaktionen auf die Veröffentlichung der »Mohammed-Karikaturen« 2006 fürchten niederländische Politiker zu recht Racheakte in den Niederlanden und gegen niederländische Einrichtungen im Ausland.

Umstritten bleibt das Verhalten der Regierung in den Haag, die scheinbar derzeit alle Möglichkeiten prüft, um die Verbreitung des Filmes zu verhindern, und Wilders bereits ermahnt hat, »die Freiheit der Meinungsäußerung nicht zu miss­brau­chen«. fm

Fest der Märsche

Ostermärsche. »Vernunft muss her statt Militär!« Mit dieser griffigen Parole rief der Friedensrat Mülheim zum traditionellen Ostermarsch. »Abrüstung statt Sozialabbau«, forderte im hessischen Bruchköbel der Bevollmächtigte der IG Metall, Michael Pilz, und Wolfgang Gehrcke, Bundesabgeordneter der »Linken«, analysierte messerscharf, dass sich Deutschland mit der weiteren Entsendung von Kampftruppen tiefer in den Afghanistan-Krieg verstricken werde. In ganz Deutschland demonstrierten wieder viele Tausend Menschen bei über 80 Veranstaltungen für das Grundgesetz, gegen die Kriege dieser Welt und gegen alles, was irgendwie mit Atomkraft zu tun hat. Besondere Vorkommnisse blieben wie immer aus. fr

Nach allen Richtungen offen

Zypern. Schon kurz nach der Wahl des Kommunisten Dimítris Christófias zum Staatspräsidenten der Republik Zypern tut sich etwas. Vergangene Woche entschieden Christófias und Mehmet Ali Talat, der Regierungschef des türkisch besetzten Nordzypern, in drei Monaten formelle Gespräche über die Zukunft der geteilten Insel aufzunehmen. Zudem soll so schnell wie möglich eine der wichtigsten Straßen im Zentrum der geteilten Hauptstadt Nikosia wieder in beide Richtungen geöffnet werden. ke

Das chinesische Pali-Geschäft

Palästinensische Gebiete. Der Hauptproduzent von Pali-Wedeln ist, wer hätte es gedacht, China. Die Welt wird überschwemmt von den billigen schwarz-weißen Tüchern, die einst Yassir Arafat bekannt gemacht hat. Was viele Hersteller in Gaza und der Westbank besonders erbost: Sogar Vertreter von Arafats Fatah-Bewegung wurden beim Kauf der Billigimporte aus China beobachtet. Die Westbank und Gaza werden seit Jahren mit chinesischen Produkten eingedeckt, zunächst begrüßt von vielen Palästinensern. Inzwischen mussten etwa zwei Drittel aller Textilläden in He­bron schließen, in den vergangenen acht Jahren haben 6 000 Arbeiter in Schuhfabriken ihre Arbeit verloren. ke

Residents Only

Am vergangenen Montag wurde die »Tent City« in Ontario, Kalifornien, mit Baggern teilweise geräumt. Das Gelände in der Nähe des Flughafens wurde vor einem halben Jahr für Obdachlose der Stadt eingerichtet, um sie vor tätlichen Angriffen zu schützen. In dieser Zeit wuchs die Zahl der Bewohner von 20 auf 400.

Das Gelände ist mit Zelten, Toiletten und Wasser ausgestattet, und die Bewohner werden mit Medikamenten und Lebensmitteln von karitativen Einrichtungen versorgt. Doch die Stadtverwaltung war der Meinung, dass das Gelände zu voll sei und so verteilte sie bereits vergangene Woche weiße Bänder an diejenigen, die nicht berechtigt waren, sich auf dem Gelände aufzuhalten, weil sie nicht als Einwohner von Ontario registriert seien. Sie wurden dazu aufgefordert, binnen einer Woche das Gelände zu verlassen. Wer ein blaues Band erhielt, durfte bleiben, wer ein orangefarbenes erhielt, sollte nachweisen, dass er tatsächlich arbeits- und obdachlos ist. Nach der Räumung von »Tent City« dürfte das kein Problem mehr sein. da