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Alfredos letzter Angriff

Zum Abschluss seiner Karriere ging Alfredo Reinado noch einmal aufs Ganze. Der Deserteur und aufständische Offizier beteiligte sich am Montag persönlich am Angriff auf die Residenz des Präsidenten José Ramos Horta. Eine andere Gruppe versuchte, Premierminister Xanana Gusmão zu töten. Doch der Putschversuch scheiterte. Horta wurde von drei Kugeln in Brust und Bauch getroffen und zur Behandlung nach Australien ausgeflogen, nach Angaben seiner Ärzte ist sein Zustand jedoch mittlerweile stabil. Gusmão blieb unverletzt. Reinado dagegen wurde bei dem Angriff erschossen.

In der Hauptstadt Dili wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, die internationalen Friedenstruppen wurden um 200 australische Soldaten verstärkt. Die Angriffe zeigten einerseits die Schwäche der Regierung und ihrer Sicherheitskräfte. Doch möglicherweise wird der missglückte Putschversuch die bewaffneten Auseinandersetzungen beenden, die mit einer Militär­rebellion im Frühjahr 2006 begannen. Die Aufständischen haben ihren wichtigsten Führer verloren und sind nun vielleicht eher zu Verhandlungen bereit. Allerdings genoss Reinado einige Sympathie in der Bevölkerung, vor allem unter unzufriedenen Jugendlichen wird »Alfredo« als Held verehrt. Die Anhänger Reinados könnten ihn als Märtyrer betrachten, in Dili verbreiteten sich Gerüchte, er sei nicht bei dem Angriff getötet, sondern zuvor in einen Hinterhalt gelockt worden. Gusmão hat eine Autopsie angekündigt.

Er und Horta, der 1996 den Friedensnobelpreis erhielt, waren Führungsmitglieder der Fretilin, die den Befreiungskampf gegen die indonesische Besatzungsmacht führte. Mittlerweile ist die Fretilin, die sich nach der Unabhängigkeit 1999 zu einer zivilen Partei wandelte, in Fraktionen zerfallen. Die führenden Politiker haben an Ansehen verloren, denn trotz internationaler Hilfsprogramme ist Osttimor noch immer eines der ärmsten Länder Asiens. js

Ein Euro, kein Job

Ein-Euro-Jobs. Mehr als 750 000 Menschen mussten im Jahr 2007 einen Ein-Euro-Job antreten. Die Dauer betrug im Schnitt sechs Monate. Das angebliche Ziel dieser Zwangsmaßnahme, die Jobchancen der Arbeitslosen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu verbessern, ist jedoch bisher nicht erreicht worden. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit, eine sozialversichungspflichtige Beschäftigung zu finden, bei unter 25jährigen, die ein Viertel der Ein-Euro-Jobber stellen, nicht größer wird. Am stärksten steigen die Jobchancen bei westdeutschen Frauen: um sage und schreibe drei Prozent. aw

Das ist nicht gesund

Ungarn. Mit Molotow-Cocktails wurden vorige Woche die Häuser von fünf Abgeordneten der sozialdemokratischen Regierungspartei angegriffen. Zu den Angriffen bekannte sich eine Gruppe namens »Pfeile der Ungarischen Befreiungsarmee«. »Die Flammen sollen allen Verrätern zeigen, wo die ›Nein‹-Taste zu finden ist«, hieß es. In dieser Woche soll erneut eine Parlamentsabstimmung über die umstrittene Gesundheitsreform stattfinden. Vorgesehen ist die Gründung von privaten Krankenkassen, die die staatlichen ersetzen sollen. Vor allem die rechte Oppositionspartei Fidesz strebt eine Volksabstimmung gegen »die Einbeziehung von Privatkapital« in das Gesundheitssystem an. ke

Schöner Schein

EU-Kommission. Trotz der vielen schönen Paraden und der geouteten Bürgermeister sieht es in Sachen Gleichstellung von Homosexuellen in Deutschland nicht gut aus. Die EU-Kommission eröffnete nun wegen Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ein Verfahren gegen die Bundesregierung. Insbesondere wurde die Schlechterstellung von homosexuellen Beamten bemängelt. Wer in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt, dem werden viele Beihilfen versagt, auf die ein Verheirateter Anspruch hat. Es geht dabei etwa um Rentenbezüge, Haushaltszulagen und Beihilfen zur Krankenkasse. ke

Wohlfühlen und Wallfahren

Die 14jährige Bernadette Soubirous begegnete am 11. Februar 1858 an der Grotte von Massabielle bei Lourdes der heiligen Maria. Seitdem pilgern jährlich sechs Millionen Men­schen in das kleine Städtchen in den französischen Pyrenäen, mehr als doppelt so viele wie sich jährlich in Mekka einfinden.

Vergangenen Montag versammelten sich zum 150. Jubiläum über 70 000 Anhänger von Soubirous Geschichte. Viele von ihnen erhoffen sich durch das Quellwasser der Grotte eine Heilung ihrer Krankheiten, bislang gibt es 67 »kirchlich anerkannte Heilungen«. Seit 1987 wurden keine Heilungen mehr registriert, wohl auch, weil die fortgeschrittenen medizinischen Erkenntnisse schlüssigere Erklärungen als Quellwasser trinken und Grottenwände betatschen boten. Der französische Kardinal Bernard Panafieu machte deswegen bei der Messe am Montag aus dem Wallfahrts- einen Wohlfühlort: »Es ist dort einfach und natürlich zu beten, weil man fühlt, dass man erwartet wird.« DA