4 500 000

<none>

Wem klingt es nicht noch in den Ohren, das Gerede vom Euro als »Teuro« und das Gejammer über Mehrwertsteuererhöhung und steigende Benzinpreise? Da liest sich der am Donnerstag der vergangenen Woche von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) vorgestellte Bericht zum Gebrauch von Rauschgiften in Europa geradezu als gute Nachricht: Die europäischen Durchschnittspreise für Cannabis sind um 19 Prozent und für Kokain um 22 Prozent gefallen. Braunes Heroin sei ­inflationsbereinigt gar um 45 Prozent billiger geworden.

Immerhin betrifft die Frage nach den Preisen für Drogen immer weitere Teile der Bevölkerung. Während sich der Cannabiskonsum auf hohem Niveau stabilisiert, wächst vor allem die Nachfrage nach Kokain stark, Heroin dagegen verliert trotz niedriger Preise an Popularität. Diese Droge hat wohl vor allem ein Imageproblem. Ganz anders Kokain: Es ist leicht zu konsumieren, und in Zeiten sozialer Prekarisierung, flexiblerer Arbeitszeiten und ständig steigenden Leistungsdrucks sind die durch Koks bewirkte Stimmungsaufhellung, das Gefühl gesteigerter Leistungsfähigkeit und das Verschwinden von Hunger- und Müdigkeitsgefühlen natürlich besonders gefragt. So ist Kokain von der Droge der High Society zum Konsumgut der Massen geworden. Diesen Trend kann auch die schlechter werdende Qualität nicht stoppen.

Die EBDD schätzt, dass 4,5 Millionen Europäer allein im Laufe des vergangenen Jahres mindestens einmal Kokain genommen haben – eine Million mehr als im Jahr zuvor. In einigen EU-Ländern werden inzwischen zehn bis 20 Prozent der Drogentoten auf Kokain zurückgeführt. Allerdings ist die Dunkelziffer wohl noch höher, da zahlreiche kokainbedingte Todesfälle nicht als solche erfasst werden. Aber die Ausnahmestellung der sozial akzeptierten Drogen Alkohol und Tabak scheint noch nicht wirklich bedroht zu sein. Denn während in Europa jedes Jahr 7 000 bis 8 000 Menschen am Konsum illegaler Drogen sterben, fordert der Alkoholmissbrauch allein in Deutschland mehr als 40 000 Tote pro Jahr, der Tabakkonsum gar 110 000 bis 140 000. ak