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John Schlesinger ist tot

Nachruf I. In den Siebzigern, nachdem Watergate und ein verlorener Vietnam-Krieg das Vertrauen der Amerikaner in ihre Politiker, in CIA, FBI, in das ganze verdammte System, ganz gewaltig zerstört hatten, waren Verschwörungstheorien und Filme darüber ziemlich angesagt. Neben Alan Pakula mit seinen großen Politthrillern konnte sich vor allem John Schlesinger in diesem Genre mit seinem unsterblichen Film »Marathon Man« profilieren.

Dustin Hoffman spielt hier einen Typen, der in New York in die Fänge von Altnazis gerät, die einen ominösen Diamantenschmuggel betreiben. Legendär ist natürlich die Szene, in der sich Hoffman plötzlich beim Zahnarzt wiederfindet. Doch die Wurzelbehandlung, die sich Laurence Olivier als ehemaliger KZ-Arzt ausgedacht hat, ist keine, vor der man nur ein bisschen zittern muss, die hat es so richtig in sich. Da ist das Entsetzen nicht nur bei Hoffman, sondern auch bei den Zuschauern ziemlich groß. Die Zahnarztszene war jedenfalls so schockierend, dass sie drastisch gekürzt werden musste, um einem Kinopublikum einigermaßen zumutbar zu sein. Womit der Beweis erbracht wurde: Sobald es um Zahnärzte geht, dreht selbst der Hartgesottenste durch.

Der »Marathon Man« kam 1976 in die Kinos. Berühmt wurde Schlesinger jedoch gleich mit seinem ersten, 1969 in Hollywood gedrehten Film, einem weiteren Klassiker mit dem Titel »Asphalt Cowboy«. Jon Voigt spielt hier das naive Landei, das in der großen Stadt als Luxusstecher sein Glück sucht, einen tuberkulosekranken Dustin Hoffman findet und zunehmend feststellen muss, dass er an der Anonymität und der Kälte der Großstadt zerbricht. Für »Asphalt Cowboy«, der auch mit der Idylle der Hippie-Ära abrechnete, gab es drei Oskars, einen davon für die beste Regie.

Beide Filme ragen weit heraus in dem Ouvre Schlesingers. Weder künstlerisch noch kommerziell konnte der Regisseur später an diese nochmals anknüpfen. Im Alter von 77 Jahren ist er nun in Palm Springs an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.

Bob Hope ist tot

Nachruf II. Hollywood hatte ja schon immer ein glückliches Händchen, wenn es darum ging, universelle Stars aufzubauen. James Dean, Marilyn Monroe, das sind Namen, die in Deutschland eine ähnliche Bedeutung haben wie in den USA. Bei Bob Hope hat diese Vermittlung jedoch nicht so ganz geklappt. Der Komiker blieb immer ein wenig ein amerikanisches Phänomen. Deshalb ist aus hiesiger Sicht auch nicht so ganz nachzuvollziehen, warum in den USA nach Bob Hopes Tod die Trauer so riesig ist.

Die Filme Bob Hopes waren meist eher schlechte zotige Klamotten, in denen Hope ein paar Witzchen riss. Im Nachkriegsamerika, das zunehmend von der Paranoia des Kalten Kriegs erfasst wurde, kamen solche lockeren und belanglosen Komödien jedoch bestens an.

Vor kurzem konnte Bop Hope noch seinen hundertsten Geburtstag feieren. Nun ist er in seinem Haus in Kalifornien verstorben.

Marie Trintignant ist tot

Gewaltskandal. Frankreich wird derzeit von einer wüsten Geschichte zerrüttet. Denn wahrscheinlich hat der Sänger der vor allem in Frankreich, aber auch in Deutschland populären Band Noir Désir, Bertrand Cantat, seine Freundin, Marie Trintignant, derart verprügelt, dass sie nach zwei Notoperationen gestorben ist. Die genauen Umstände des Tathergangs sind noch nicht klar. Es soll zu einem Streit zwischen den beiden in einem Hotelzimmer gekommen sein, Cantat soll ziemlich betrunken gewesen sein. Er spricht jedoch davon, dass es sich um einen Unfall handeln würde.

Noir Désir gelten ein wenig als Gutmenschencombo, die sich für die Antiglobalisierungsbewegung stark macht und viel vom Frieden auf Erden hält. Es scheint beinahe so, als hätte die Chronologie unschöner Ereignisse im Zusammenhang mit Rock’n’Roll ein weiteres Kapitel hinzugefügt bekommen.

Lieber bauchfrei als Glatze

Moraldebatte.Seit der Spiegel in einer Titelstory eine große Moraldebatte über bauchnabelfreie Tops bei deutschen Schülerinnen losgetreten hat, scheint das ganze Land in Aufruhr zu sein. Dürfen sie nun aufreizend im Matheunterricht sitzen, die Mädels von heute oder nicht? Sind die jungen Dinger am Ende vielleicht gar selbst Schuld, wenn sie von Klassenkameraden schräg angemacht werden, vom Geschichtslehrer einen Klaps auf den Po bekommen oder vom Direx begeifert werden? Für Bremens Bildungssenator Willi Lemke von der SPD ist jedenfalls klar, dass man vor allem die alten Herren vor der Versuchung schützen müsse und kurze Röckchen, sowie enge Tops so was von liederlich sind. Sein Kommentar: »Solche Reizwäsche passt vielleicht in die Disco oder in die Badeanstalt.«

Nun wehrt sich die »Grüne Jugend NRW«, und – wie die taz herausgefunden haben will – mit ihr Bild gegen den piefigen Bildungssenator mit T-Shirt-Aufdrucken wie »Lieber bauchfrei als Glatze« oder »Hilfe, ich bin eine Sexbombe und lenke meinen Lehrer ab.« Klasse! Die tut was, die deutsche Jugend. Wie heißt es auf der neuen Blumfeld-Platte im Song »Jugend von heute« über dieselbe doch: »Sie haben es nicht leicht, aber auch nicht wirklich schwer.« Wer für das Recht auf bauchnabelfreie Tops einstehen will, kauft sich einfach eines der toll provokanten T-Shirts, und alles wird wieder gut. Und der Sommer mit all seinen Possen ist glücklicherweise auch bald zu Ende.