Freitag, 05.06.2020 / 11:25 Uhr

Inflation in Syrien

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Assad geht das Geld aus. Damit teilt er das Schicksal fast aller Nahostdespoten, deren Länder schon vor Corona wirtschaftlich am Ende waren und nun noch mehr am Ende sind. Seit der Libanon de facto bankrott ist, fällt auch das kleine Nachbarland als Drehscheibe syrischen Schmuggel mehr oder minder weg. So verfällt das Pfund weiter in rasantem Tempo und alle Notmaßnahmen der Regierung erweisen sich als hoffnungslose Unterfangen:

Im vergangenen Jahr verlor die Währung fast 70 Prozent ihres Wertes, da die Sanktionen gegen das Land, COVID-19, die libanesische Finanzkrise und interne Streitigkeiten in den Reihen der herrschenden Elite in Damaskus das, was zuvor ein allmählicher Niedergang der Währung war, zu einem Sturz ins Bodenlose machte.

Während das Syrische Pfund seinen neuen Tiefststand erreicht hat, sieht sich Bashar al-Assad mit einer sich verschärfenden Wirtschaftskrise und schwindender Unterstützung seiner Anhänger konfrontiert, worauf er selbst in einer Rede im Mai über die Reaktion der Regierung auf den COVID-19 hinwies.

Damaskus hat mehrere Schritte unternommen, um die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen zu bekämpfen und angesichts der wachsenden Unzufriedenheit der Öffentlichkeit einen gewissen Anschein von Kontrolle wiederherzustellen, darunter die Ablösung von fünf Gouverneuren in einer Nacht – die größte politische Erschütterung in der jüngeren Geschichte.

Bisher haben sich diese Maßnahmen als wirkungslos erwiesen, zumal sich die Elite des Landes auf die neueste Sanktionsrunde vorbereitet, wenn in zwei Wochen das Cäsar-Gesetz in Kraft tritt.