Samstag, 13.07.2019 / 23:29 Uhr

Afrotürken melden sich zu Wort

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Sklaverei im Osmanischen Reich und der arabischen Welt stellt noch immer ein Tabu da, über das kaum gesprochen wird. Überall in der Region leben die Nachfahren ehemaliger Sklaven und leiden bis heute unter Diskriminierung. In der Türkei versuchen seit einiger Zeit einige von ihnen ihre Geschichte aufzuarbeiten. Die Deutsche Welle berichtet in einer Dokumentation über ihr Anliegen.

Einer derjenigen, die sich intensiv mit der Geschichte der "schwarzen Türken" beschäftigen ist Hakan Erdem:

"In den Aufzeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts finden wir bereits afrikanische Sklaven im Osmanischen Reich", sagt er. Offiziell sei die Sklaverei im Osmanischen Reich 1857 abgeschafft worden, aber der Sklavenhandel sei auch danach noch illegal fortgeführt worden. Nach Erdems Einschätzung wurden im 19. Jahrhundert pro Jahr 10.000 afrikanische Sklaven in das Osmanische Reich verschleppt, das damals bis auf die arabische Halbinsel und nach Nordafrika reichte. "Das sind eine Million afrikanischer Sklaven im Jahrhundert", sagt Erdem. Bei der Gründung der türkischen Republik 1923 erhielten die aus Afrika stammenden ehemaligen Sklaven die Staatsbürgerschaft. In der Regel nach neun Jahren Sklaverei freigelassen, hatten sich viele bereits Jahre zuvor in ägäischen Dörfern niedergelassen. Mit der Einbürgerung waren sie Türken - doch durch die Integration geriet die Geschichte der afrikanischen Sklaven bei vielen in Vergessenheit.