Ein Bericht über einen Fall vermeintlicher Deutschenfeindlichkeit in Norwegen

Deutscher Schmerz

Das Medium Von

In der letztwöchigen Folge dieser Kolumne wurde über einen schlimmen Fall von schwerer Deutschendiskriminierung an der Universität zu Bergen in Norwegen berichtet. Über das interne Meldesystem hatte sich die sehr betroffene Studentin vor ziemlich genau einem Jahr über einen Deutschenwitz eines Professors während einer Vorlesung beschwert. Konkret hatte er gesagt: »Die Deutschen waren früher schon einmal hier, und jetzt schleichen sie sich wieder herein.« Besagter Professor forscht über deutsche Touristen in Norwegen und inwieweit diese sich für typische Touristen halten. Jedes Jahr im Sommer wimmelt es in den norwegischen Medien nur so von gemein-zutreffenden Witzen über deutsche Urlauber. Etwas später hatte die Studentin noch einen Fall von Hermann-Hesse-Diskriminierung durch denselben Hochschullehrer zunächst mündlich und dann durch ihre Anwältin moniert: Der Professor hatte erzählt, dass in den siebziger Jahren in Bergen das Gerücht umging, ein Mann sei nach der Lektüre des Romans »Steppenwolf« wahnsinnig geworden.

Nun hat die Uni-Leitung reagiert und entschieden, der Deutschen 10 000 Kronen Schmerzensgeld (umgerechnet 905 Euro) für erlittene Kränkung sowie die Anwaltskosten zu zahlen. Nicht zur Freude des Professors, der sich nun seinerseits als Mobber diskriminiert fühlt und beklagt, dass weder die zuvor erfolgte Entschuldigung noch das nun beschlossene Schmerzensgeld mit ihm abgesprochen worden seien. Es sei sicher nicht der beste Deutschenwitz der Welt gewesen, gab er zu, aber die ganze Sache mache Vorlesungen nun weit schwieriger: »Was, wenn ein Student nun sagt, dass die Erde vor 6 000 Jahren von Gott erschaffen wurde, ich antworte, das sei falsch, und er sich dann gekränkt fühlt?«

Ob mit der Zahlung auch die Sache mit Hermann Hesse er­ledigt ist und wenn ja, mit wie vielen der 10 000 Kronen sie abgegolten wurde, und wenn nein, wann der Fall behandelt wird – man weiß es derzeit noch nicht.