Joachim Wolbergs will noch einmal Bürgermeister von Regensburg werden

Nicht aufgeben

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»Wählt mich bitte trotzdem«, forderte Joachim Wolbergs, ehemaliger und, wie er hofft, zukünftiger Oberbürgermeister von Regensburg, kürzlich in einer Videobotschaft. Was ein selbstironisches Statement sein könnte, hat einen konkreten Anlass: Der 49jährige wurde in einem Prozess wegen Korruption schuldig gesprochen. In seiner Zeit als Oberbürgermeister hat er Spenden eines Bauunternehmens entgegengenommen, das später einen Auftrag der Stadt erhielt. 2017 wurde er wegen Bestechlichkeit, Vorteilsnahme und Verstößen gegen das Parteiengesetz vor dem Landgericht Regensburg angeklagt. In den meisten Anklagepunkten wurde Wolbergs freigesprochen, doch in zwei Punkten, die als »Verbotsirrtum« gewertet wurden, befand ihn das Gericht für schuldig. Seitdem ist er als Oberbürgermeister suspendiert. Das Verfahren habe Wolbergs sehr geschadet, befand das Landgericht, und sah von einer Strafzumessung ab.

Wolbergs tritt bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag erneut als Oberbürgermeisterkandidat an. Allerdings nicht, wie zuvor, für die SPD, die das Thema Korruption in ihrem Wahlkampf meidet, sondern für den von ihm neu gegründeten Wahlverein »Brücke – Ideen verbinden Menschen«. Ob Wolbergs nach einem Wahlsieg ins Rathaus zurückkehren dürfte, ist bisher allerdings unklar. Denn derzeit läuft noch ein zweites Verfahren gegen ihn, in dem das Urteil erst nach der Wahl fallen wird. Bis dahin bleibt die Suspendierung bestehen. Bei einer Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten würde Wolbergs seinen Beamtenstatus verlieren. Eine Aufhebung der Suspendierung wäre nur bei einem Freispruch wahrscheinlich. Vor sechs Jahren wurde Wolbergs mit 70 Prozent der abgegebenen Stimmen ins Amt des Oberbürgermeisters gewählt. Trotz des Skandals liegt er in Umfragen derzeit gleichauf mit der SPD-Kandidatin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die das Amt der Oberbürgermeisterin nach Wolbergs Suspendierung übernommen hat. »Weiter geht’s mit Wolbergs« steht auf seinem Wahlplakat. Weiter geht es zunächst einmal in dem laufenden Verfahren. Wie es mit Wolbergs weitergeht, wird sich dann zeigen.