Im spanischen Fußball gab es einen Spielabbruch wegen antifaschistischer Parolen

Spielabbruch wegen Antifaschismus

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Ein anderes Bild zeigt Sosulja mit drei ausgestreckten Fingern über dem Herzen, das ist der Gruß der neonazistischen Gruppe Stolnyi Grad. Während der ukrainischen Maidan-Bewegung und als der Krieg gegen russisch unterstützte Separatisten begann, war Sosulja Spieler beim rechtsnationalistischen ukrainischen Club FK Dnipro. Die Ultras des Vereins (unter anderem »Dnepr White Boys«) gelten als Rekrutierungsmilieu für rechtsextreme Paramilitärs, wie das Regiment oder Bataillon Asow, dessen Wappen das in Neonazikreisen beliebte Symbol der Wolfsangel enthält und bis 2015 zudem die sogenannte Schwarze Sonne zeigte. Sosulja fotografierte sich mit einem T-Shirt, das Alexander »Daring« Ruzak zeigt, ein 2014 im Krieg getötetes Mitglied des Bataillon Asow. Carles Viñas, Professor für Zeitgeschichte an der Universitat Barcelona, charakterisierte Sosulja als »Ultranationalisten und Ultrapatrioten, der mit Neonazigruppen kollaboriert und zusammen agiert hat«.

»Mit dem Krieg im Osten in den separatistischen Regionen, wie im Donbass, konnten sich die Neonaziorganisationen weiter etablieren«, sagte die deutsch-ukrainische Kulturaktivistin Julia Portnowa der Jungle World. »Neonaziattacken kommen in der Ukraine immer häufiger vor, besonders linke Kulturorganisationen und -institutionen sowie deren Veranstaltungsorte werden immer öfter von Nazis attackiert. Es werden Ausstellungen gestürmt, ­Lokale verwüstet und immer wieder werden linke Aktivistinnen und Aktivisten bedroht, verprügelt oder sogar ermordet.« Besonders häufig richteten sich die Überfälle gegen Roma, Homosexuelle, systemkritische Künstlerinnen sowie politische Aktivisten, so Portnowa. Die Überfälle seien professionell organisiert. »Neonazis haben in der Ukraine einen festen Stellenwert«, berichtet die 30jährige, sie würden in weiten Teilen der Gesellschaft verharmlost und als Beschützer der ukrainischen Nation betrachtet.

Über das Regiment Asow sagt sie, es handele sich um »paramilitärische Kampftruppen, die im Auftrag des ukrainischen Staats im Donbass« kämpften. »Sie unterstehen jedoch keiner staatlichen Führung. In gewisser Weise sind sie Nazisöldner, mit Kämpfern aus allen Teilen des Landes, die sich als Verteidiger einer ›reinen‹ Ukraine sehen.« Militärisch sei die Ukraine bei Kriegsbeginn auf sie angewiesen gewesen. Die Regierung habe mit ihrer Politik aber den Nazis in die Hände gespielt und die Akzeptanz solcher Gruppen forciert.

Die Tatsache, dass die Übergänge zwischen Nationalismus und offenem Neonazismus – im übrigen nicht nur in der Ukraine – fließend sind, ändert freilich nichts daran, dass der Abbruch der Partie Rayo Vallecano gegen Albacete Balompié viel über den spanischen Fußball aussagt. Nachdem jahrelang rassistische, sexistische und homophobe Schmähungen ignoriert worden waren, mussten die »Werte des Fußballs« ausgerechnet dann verteidigt werden, als die linken Fans eines antifaschistischen Clubs sich gegen die ­extrem rechte Haltung eines gegnerischen Spielers wendeten.