Portugal und Spanien streiten sich über die Durchflussmenge des Flusses Tejo

Nach der Dürre kam die Sintflut

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Reportage Von

»Wir fordern regelmäßigen Durchlauf, genau gemessen in Kubikmeter pro Sekunde«, sagt Constantino. »Auch eine Umgestaltung des Flussbettes hin zu seinem ökologischen Verlauf, eine Renaturierung, würde es auf Portugals Seite erlauben, mit dem Wasser aus Spanien das Leben von Tieren und Menschen in der Region zu sichern. Damit könnte man die konstante Durchflussmenge verdreifachen«, ist der Ökonom überzeugt. Dass der Wasserdurchlauf des Tejo in den vergangenen zwei Dekaden um etwa 25 Prozent zurückgegangen sei, wie spanische Behörden ihr Vorgehen rechtfertigen, ist Constantino zufolge nicht richtig: »Spanien nutzt das Wasser mit seinen über 50 Talsperren heute anders. Und man leitet es auch weiter über den Tajo-Segura-Kanal zu den Agrargebieten nach Murcia.«

Die erste Großdemonstration 2010 für den Schutz des Tejo (Tajo) in Talavera de la Reina. Mit einer Delegation aus Portugal.

Bild:
proTEJO – Movimento Pelo Tejo

In Spanien ist die Confederación ­Hidrográfica del Tajo für das Wassermanagement des Tejo verantwortlich. Die spanischen Stromerzeuger genießen jedoch große Freiheiten bei der Wassernutzung. Vor allem dem spanischen Stromkonzern Iberdrola wirft Constantino vor, »die Durchflussmengen oft auch an Spitzenstrompreise zu knüpfen, um Strom aus Wasserkraft zu Höchstpreisen zu veräußern, ohne Rücksicht auf Menschen und Natur«. Iberdrola stehe in der Verantwortung, denn der Konzern habe für die Katastrophe gesorgt und werde es wieder tun, so Constantino. »Die Regierung in Madrid hätte das Geschehen abwenden können, ja müssen. Bilateral, etwa über die Zahlung einer Kompensation, und durch einen Dialog. Besser, man spricht über seine Probleme, als dass man den anderen den Schaden überlässt.«

63 Prozent der jährlichen Durchflussmenge habe de facto Iberdrola in der Hand, sagt Constantino. »Das sind 1 700 Kubikhektometer. Wir in Portugal müssen darüber ein Mit­bestimmungsrecht haben.« Doch die Stromkonzerne, die das Wasser für ihre Kraftwerke nutzten, wollten ihre Flexibilität bei der Energieproduktion nicht einbüßen. »Das ist nicht das, was Iberdrola will, und nicht das, was Spaniens Regierung will«, so Constantino.