Jan Marot hat im Sultanat Oman zwischen Prachtbauten nach Regimekritik gesucht

Opulenz und Ohnmacht

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Der Islam ist Staatsreligion, insgesamt sind über 85 Prozent der Bevölkerung muslimisch. Omanische Staatsbürger machen aber nur 60 Prozent der fast fünf Millionen Einwohner aus; von ihnen sind rund 95 Prozent muslimisch. Knapp 45 Prozent der Muslime sind Ibaditen, die einer eigenständigen Rechtsschule folgen; fast ebenso viele sind Sunniten, insbesondere im Süden; Schiiten stellen nur etwa fünf Prozent. Ibaditen sind global gesehen eine muslimische Minderheit, die Offenheit ­gegenüber Andersgläubigen und Toleranz übt.

Doch es regt sich Unmut im Oman, vor allem wegen der hohen Arbeitslosigkeit unter den jungen, gut ausgebildeten Omanis und den hohen Lebenshaltungskosten, die – Treibstoff ausgenommen – oft denen in Westeuropa gleichen oder diese gar übersteigen.

Im Zuge des »arabischen Frühlings« kam es im Februar 2011 zu Massenprotesten im Land, an denen sich Zehntausende beteiligten – ein ungewohntes Bild im Oman. Öffentliche Versammlungen sind de facto untersagt, die Presse- und Meinungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Die Demonstrierenden forderten Demokratie und das Ende der Erbmonarchie. Nach dem Tod zweier Demonstranten Ende Februar protestierten sie auch gegen den Sultan selbst und dessen als korrupt angesehenes Kabinett. Hunderte Demonstrierende wurden 2011 inhaftiert, ein Teil von ihnen nach dem Abflauen der Proteste von Qabus begnadigt. Der Sultan kam manchen Forderungen entgegen, etwa mit subventionierten Grundnahrungsmitteln, versprach die Schaffung von 50 000 neuen Arbeitsplätzen und tauschte sein Kabinett aus. Mehr Demokratie wurde jedoch nicht gewährt. Führungspersonen der Proteste wurden verfolgt und verhaftet, viele mussten ins Exil fliehen oder sind nach wie vor hinter Gittern. Haft ohne Anklage oder Gerichtsverfahren ist laut Amnesty International keine Ausnahme. Die Todesstrafe wird selten verhängt und noch seltener vollstreckt. Homosexualität wird im Oman mit bis zu drei Jahren Haft bestraft.

Opposition gesucht

Im Januar wagten vor allem Gruppen junger Omanis neuerliche Proteste, auch diesmal ging es um die hohe Arbeitslosigkeit, deren Quote Schätzungen zufolge über 16 Prozent beträgt, und den Mangel an Perspektiven im Sultanat. Zwei Radiojournalisten, die für Hala FM tätig waren, wurden verhaftet, weil sie über die Demonstrationen berichtet hatten, und einige Wochen festgehalten. Auch wenn es private Fernseh- und Radiosender gibt, sind die Medien des Sultanats de facto gleichgeschaltet. Auslandssender aus Saudi-Arabien oder dem Iran werden zwar empfangen, doch auch diese berichten nicht unabhängig. Viele Medienschaffende üben sich wegen der staatlichen Kontrolle in Selbstzensur.
Eine Stimme für die Verfolgten und Unterdrückten ist das Omani Centre for Human Rights (OMCR), das von London aus Aktionen und Kampagnen koordiniert. Langjährige Forderungen des OMCR sind die Zulassung von Op­positionsparteien und Vereinen sowie die Gewährung von Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Derzeit setzt sich das Centre für eine Gruppe von sechs Menschenrechtlern aus der Provinz Musandam ein, die 2015 wegen Bürgerrechtsprotesten verhaftet und im vergangenen Jahr zu teils lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden. Amnesty International zufolge wird in Gefängnissen im Oman häufig gefoltert.