Russisch-türkische Liaison

In Putins Hand

Der türkische Wind weht dieser Tage nicht wie traditionell gegen den historischen Feind Russland, sondern gegen die USA. Doch Erdogans antiamerikanische Liasion mit dem Kreml wird wohl nicht von Dauer sein.

Der türkische Wind weht dieser Tage nicht wie traditionell gegen den historischen Feind Russland, sondern gegen die USA. Anders als vergangene Woche, als das den USA abgerungene Abkommen in der türkischen Presse als ein großer Triumph gefeiert wurde, wird das nun mit Putin vereinbarte Abkommen in Soschi lediglich als ein Sieg der türkischen Diplomatie gewürdigt. Entsprechend übt sich die türkische Presse in Zurückhaltung und bricht weniger im Siegesrausch aus, sondern gibt sich überraschend gefasst.

Man möchte wohl noch nicht wahrhaben, was geschehen ist und wie sehr man in Putins Hand geraten ist. Entsprechend jubelt die Presse auf ihre Art, nichtsahnend, wohin die türkisch-russische Freundschaft noch hinführen wird. Die Tageszeitung Hürriyet, die nach ihrem Besitzwechsel 2018 zur regime-nahen Demirören Holding Auflageneinbußen von bis zu 30% Prozent verzeichnet, gibt dennoch schrill den Ton an: "Bütün sınır temizleniyor". Zu deutsch: „Die ganze Grenze wird gesäubert.“

Andere Blätter wagen den emotionalen Durchbruch noch nicht. Die auflagenstärkste Tageszeitung Sözcü gibt sich daher ungewohnt verhalten: „Auch Putin ist geklärt.“ Die Zeitung Aksam, laut eigenem Motto „die Zeitung der Türkei“ gibt sich etwas kämpferischer als die Konkurrenz: „Auch Russland wird die Terroristen zurückziehen“.

 

t

 

Die linksnationalistisch-eurasianische Tageszeitung Aydinlik steht im Zenit ihres außenpolitischen Erfolgs. Für sie läuft alles nach Plan: „Ein tödlicher Putsch gegen den US-Separatismus. Türkei-Russland-Syrien. Ein Friedensabkommen.“ Die Zeitung Günes wird ihrem Motto, „die mutige Zeitung des Volkes“ zu sein, gerecht: „Ein diplomatischer Sieg in Soschi. Die letzten 150 Stunden der PKK“. Die Zeitung Star, nach eigenem Bekunden „die Stimme der nationalen Souveränität“ beweist historisches Bewusstsein: „In der Sicherheitszone – ein geschichtsträchtiges Abkommen“. Und die Cumhuriyet konstatiert: „Seite an Seite mit Assad“ und wagt damit, den neuen Weg der Türkei bereits jetzt zu bezeichnen und fragt wohlwollend: „Erdogan und Assad – bald wieder beste Freunde?“