Antifaschist Jock Palfreeman ist frei

Elf Jahre und eine Tat

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Im April 2019 trat Palfreeman in einen über 30tägigen Hungerstreik, um auf seine Haftbedingungen aufmerksam zu machen. Nachdem das Berufungsgericht Palfreemans Antrag auf vorzeitige Haftentlassung zugestimmt hatte, wurde der Australier zunächst in ein Sofioter Gefängnis für Migranten überstellt, weil er keinen gültigen Reisepass hatte. Da Australien in Bulgarien keine Botschaft unterhält, war die nächstgelegene Botschaft in Athen für die Ausstellung eines neuen Dokuments zuständig.

Der Australier saß bis Dienstag vergangener Woche in dem Gefängnis für Migranten. Mittlerweile hatte der Fall für einigen Wirbel gesorgt. Der bulgarische Generalstaatsanwalt Sotir Tsatsarow beantragte beim Obersten Gerichtshof, die Entscheidung des Sofioter ­Berufungsgerichts zurückzunehmen, da seinen Informationen nach zwei der drei Mitglieder an einem Panel des BHK teilgenommen hätten.

Fast 300 bulgarische Rechtsanwälte unterschrieben eine Erklärung, in der sie die tatsächliche Haftentlassung Palfreemans forderten. Inzwischen ist der Australier frei, hat jedoch eine Ausreisesperre erhalten, weil eine endgültige Gerichtsentscheidung noch aussteht. Mitglieder der rechtsextremen Partei Ataka hatten zuvor noch Proteste gegen die Freilassung organisiert und den Rücktritt des zuständigen Richters Kalin Kalpakchiew verlangt. Die rechtsextreme Partei IMRO-BNB, die der Regierungskoalition angehört, forderte unterdessen den Generalstaatsanwalt auf, das BHK zu verbieten.

In Sofia kommt es immer wieder zu rassistischen und rechtsextremen ­Angriffen bulgarischer Hooligans. Vor allem ein größerer Teil der Fanszenen der beiden größeren Fußballclubs in der Hauptstadt, Lewski Sofia und ZSKA Sofia, ist bekannt für seine neonazis­tische Einstellung.

Auch bei einem Spiel der bulgarischen Nationalmannschaft vergangene Woche kam es zu Vorfällen, die euro­paweit für Aufsehen sorgten. Das EM-Qualifikationsspiel gegen England musste zweimal unterbrochen werden, weil schwarze Spieler der englischen Nationalmannschaft wiederholt mit Affenlauten rassistisch beleidigt wurden. Zudem zeigten bulgarische Fans den Hitlergruß. Borisslaw Michailow, der Präsident des bulgarischen Fußballverbands, trat kurz darauf zurück.