Antifaschist Jock Palfreeman ist frei

Elf Jahre und eine Tat

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2009 wurde Palfreeman zu der 20jährigen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt. Hristo Monow, der Vater des Getöteten, war in den Jahren 2013 und 2014 für die Bulgarische Sozialistische Partei (BSP) Mitglied des Parlaments und äußert sich in der Öffentlichkeit immer wieder zu dem Vorfall. 2018 ­organisierte er eine Protestaktion vor dem Justizpalast von Sofia und drohte Palfreeman, er habe die militärischen Fähigkeiten, die er während seiner ­Armeezeit erlernt habe, nicht vergessen. Bevor er gewählt wurde, ließ er verlauten, dass er alles dafür tun werde zu verhindern, dass Palfreeman in einem australischen Gefängnis seine Strafe verbüßen darf.

Während der elf Jahre seiner Inhaftierung brachte sich Palfreeman die bulgarische Sprache bei. Er versteht sich nach eigenen Angaben als Antifaschist und hat im Gefängnis die erste bulga­rische Gefangenengewerkschaft, die Bulgarian Prisoners’ Rehabilitation Association (BPRA) gegründet, deren Vorsitzender er ist. Das BPRA-Logo besteht aus einer Faust vor einem schwarz-roten Stern vor einer Kette. 

Die im Jahr 2012 registrierte Organisation war 2015 sogar für einen Preis des Bulgarischen Helsinki-Komitees (BHK) nominiert, weil sie auf ihrer Website mit vielen Fotos und Berichten auf zahlreiche Missstände im bulgarischen Gefängnissystem aufmerksam gemacht hatte. Nach einem Sturm der Entrüstung von rechten Politikern und Neonazis, die die Zerschlagung der Organisation forderten, zog das BHK die Nominierung zurück.

Das 1992 gegründete BHK ist Bulgariens größte Menschenrechtsorgani­sation. Immer wieder wird es politisch angefeindet. Der Vorsitzende des BHK, Krassimir Kanew, arbeitete mit der BPRA bereits zusammen, um eine Gefängnisreform durchzusetzen, nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Bulgarien 2015 wegen der inhumanen und entwürdigenden Konditionen in einigen Gefängnissen verurteilt hatte. 2016 wurde Kanew auf offener Straße in der Nähe des Parlaments körperlich attackiert. Die bulgarischen Behörden machten die für den Angriff verantwortlichen Personen nicht ausfindig, obwohl die Polizeipräsenz in der betreffenden Gegend üblicherweise höher ist als in anderen Stadtteilen Sofias.