Porträt - Ashraf Ghani

Unsicherheit siegt

Eines ist zumindest sicher: Präsident wird ein Mann. Ansonsten bleibt es sehr unsicher in Afghanistan, der Wahlkampf war von Terroranschlägen überschattet. Am 17. September griffen Taliban in der Provinz Parwan eine Wahlkampfkundgebung von Präsident Ashraf Ghanis an, der seine Wiederwahl anstrebt, und töteten mindestens 26 Menschen. Bei einem Angriff auf das Büro der Partei von Amrullah Saleh, der als Ghanis Stellvertreter antritt, am 28. Juli starben mindestens 20 Menschen, rund 50 wurden verletzt. Und es gab noch weitere jihadistische Anschläge. Bei einem Angriff der afghanischen Armee auf einen mutmaßlichen Unterschlupf der Taliban in der Provinz Helmand am 22. September kamen 40 Zivilisten ums Leben.
Als aussichtsreichste Kandidaten gelten der 70jährige Ghani und Ministerpräsident Abdullah Abdullah. Letzterer war bereits 2014 gegen Ghani angetreten und unterlag damals nur sehr knapp. Das Ergebnis blieb umstritten, da es Hinweise auf systematische Wahlfälschung gab. Schließlich wurde Abdullah in eine »Regierung der nationalen Einheit« eingebunden.

Zu den Präsidentschaftswahlen am Samstag, die mehrmals verschoben worden waren, wurden ursprünglich 18 Kandidaten zugelassen, darunter ehemalige Warlords und Jihadistenn, doch mehrere schieden aus oder unterstützten andere Kandidaten. Damit, dass die Wahlen frei und fair ablaufen würden, hatte auch diesmal niemand gerechnet, nicht einmal die Kandidaten selbst. Rund ein Dutzend von ihnen hatten vor einigen Monaten noch mit einem gemeinsamen Boykott der Wahl gedroht. Alle Kandidaten versprachen, sich um Frieden mit den Taliban zu bemühen, auch Ghani. Erfolge kann er bislang nicht vorweisen. Unter Ghani und Abdullah hat sich die Wirtschaft nicht erholt, Korruption sowie Gewalt sind an der Tagesordnung. Die Taliban sehen Ghani als »Marionette der USA« und riefen ihre Kämpfer dazu auf, die Wahlen zu sabotieren. Am Samstag verübten sie Hunderte Anschläge im Land, unter anderem auf Wahllokale; über 2 000 Wahllokale blieben aus Angst vor Angriffen geschlossen. Das endgültige Wahlergebnis wird erst in einigen Wochen bekanntgegeben. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 20 Prozent.