Imprint - Ja heißt Ja?

Der Unterschied zwischen Sex haben und Tee trinken

Die Debatte um Einvernehmlichkeit beim Sex dauert an: Das von der Frauenbewegung durchgesetzte Prinzip »Nein heißt Nein« geht manchen nicht weit genug. Die feministische Kampagne »Ja heißt Ja« will erreichen, dass Sex nur noch dann als einvernehmlich gilt, wenn die Beteiligten vorher ausdrücklich zugestimmt haben. Wird damit alles gut? Leider nein. Warum das Konsensprinzip gesellschaftliche Machtverhältnisse und Geschlechterungleichheit unterschätzt.

Das Prinzip »Ja heißt Ja« besagt, dass ein fehlendes Nein nicht ausreicht, um eine sexuelle Handlung als einvernehmlich zu betrachten. Nur weil kein »Nein« formuliert wurde, ist Sex demnach noch nicht als einvernehmlich zu betrachten. Solange kein »Ja« geäußert wurde, gilt ein »Nein«. Das Konzept ist international und auch über feministische Kreise hinaus bekannt. 2015 initiierte die Thames Valley Police in Großbri­tannien gemeinsam mit verschiedenen Organisationen die Kampagne »Consent is everything«. Der Videoclip zur Kampagne erklärt die Bedeutung von sexuellem Konsens am Beispiel des Teetrinkens. Statt nach Sex zu fragen, soll sich die Zuschauerin vorstellen, anderen Personen Tee anzubieten: »Du fragst ›Hey, willst du eine Tasse Tee?‹ und sie sagen ›Oh Gott, verdammt, ja! Eine Tasse Tee wäre verdammt toll! Danke!‹ Dann weißt du, dass sie eine Tasse Tee wollen.«

Der Clip spielt verschiedene Antwortmöglichkeiten durch und zeigt, wie im Sinne von affirmative consent damit umgegangen werden sollte: »Wenn du fragst ›Hey, willst du eine Tasse Tee?‹ und sie machen ›ähm‹ und ›hm‹ und sagen ›Ich weiß nicht so recht … ‹‚ dann kannst du ­ihnen einen Tee machen oder nicht, aber sei dir klar, dass sie ihn vielleicht nicht trinken werden. Und wenn sie ihn nicht trinken, und das ist der wichtige Teil, zwinge sie nicht dazu.« Der Clip stellt heraus, dass man bewusstlosen Personen keinen Tee verabreichen sollte und Menschen ihre Meinung ändern können, zum Beispiel während man den Tee kocht. Am Ende heißt es ­lapidar: »Aber, wenn du verstehst, wie völlig haarsträubend es ist, Menschen zum Teetrinken zu zwingen, wenn sie keinen Tee wollen, und du fähig bist zu verstehen, wann Menschen keinen Tee wollen, wie schwer kann es dann sein, das zu verstehen, wenn es um Sex geht?«

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