Krav Maga im Selbstversuch

Süße Träume in Tel Aviv

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Seitdem habe sich der Sport weiterentwickelt und auf neue Situationen und Zielgruppen eingestellt, besonders Frauen seien heutzutage daran interessiert, Krav Maga zu erlernen, sagt Dannenberg. Ihnen vermittele Krav Maga nicht nur die Möglichkeit zur Selbstverteidigung, sondern auch das nötige Selbstbewusstsein. In Rollenspielen werden Stresssituationen eingeübt. Die Schülerinnen sollen auch lernen, gefährliche Situationen zu antizipieren. »Wenn dich einer nach deiner Telefonnummer fragt, musst du ihm ja nicht gleich in die Eier treten«, räumt Dannenberg ein. Aber die Vermeidungsstrategie oder ein zaghaftes Wegschieben eines unangenehmen Verehrers – davon hält er auch nicht viel. »Wenn du dich für die Selbstverteidigung entscheidest, musst du es auch durchziehen. Nicht 50 Prozent, sondern 100.«

Der »Hammer« beendet den Kampf.

Bild:
Archiv 2. Juni

Krav Maga orientiert sich nicht an den klassischen Kampfsportarten wie zum Beispiel Karate oder Judo. Tritte in die Weichteile, Schläge auf die Ohren oder Griffe in die Augen gelten dort als unfair und sind im sportlichen Wettkampf verboten. Wettkämpfe, in denen sich die Sportler im Ring miteinander messen, gibt es im Krav Maga auch nicht. »Im Ring würdest du einen Kampf gegen eine körperlich stärkere Person sicher verlieren«, erklärt Nakash. Es gehe aber weniger um das Gewinnen als um das Beenden des Kampfs. »In Angriffssituationen nutzen wir das Überraschungsmoment aus. In der Regel lässt der Angreifer ab, wenn er auf krasse Gegenwehr von Frauen trifft.«

Beim Training mit dem Messer aus Hartplastik geht es nicht um die Entwaffnung des Angreifers. Das sei Unfug und zu gefährlich, sagt Dannenberg. In Israel sei die Übung dennoch beliebt, weil es immer wieder zu Messerangriffen komme. Mit dem Unterarm blockt er den Arm mit dem Messer, während er mit der anderen Hand das Kinn oder die Augen des Angreifers attackiert. Diese beherzte Art der Selbstverteidigung ist ein ­Exportschlager. »So ähnlich wie Hummus«, sagt Dannenberg. In Europa, den USA und Australien haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Krav-Maga-Schulen gegründet in die regelmäßig Trainer aus Israel eingeladen werden. Dannenberg ist gerade von einem Lehrgang in Bayern zurückgekommen. »In Deutschland scheinen die Leute vor den Flüchtlingen Angst zu haben«, stellt er sich vor. Dass die Sportart aber ausgerechnet dort so beliebt ist, führt er nicht auf Rassismus zurück. »Insbesondere die Deutschen mögen Krav Maga, weil es effektiv und direkt ist«, sagt er und lacht.