Drugchecking in Berlin

Betreutes Ballern

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Schmolke ist keineswegs ein Einzelkämpfer in der Präventionsarbeit. Er ist auch langjähriges Mitglied bei Eclipse e. V., einem wichtigen Kooperationspartner von Sonar. Der Verein setzt sich seit Jahren vor allem für einen ­sicheren Konsum von Drogen ein. Unter dem Banner »akzeptierende Drogen­arbeit und psychedelische Krisenintervention« ist der Verein seit 1997 auf zahlreichen Festivals vertreten, unter anderem auf dem Fusion-Festival auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Lärz an der Müritz (Jungle World 20/2019). Wem es wegen Drogenkomsums nicht gut geht, den erwartet im ruhigen ­Eclipse-Zelt auf dem Festivalgelände eine psychedelische Ambulanz, genannt »Psycare«. Das klingt vielleicht esoterisch, basiert aber auf schulmedizinischen Erkenntnissen. In vielen Fällen hilft ein wenig Empathie und ein warmer Tee, bis das Schlimmste vorbei ist.

Anette Hofmann, die Pressesprecherin von Eclipse, war von Anfang an ­dabei. Ende der neunziger Jahre war sie Krankenpflegerin, brachte aber nicht nur professionelle Erfahrung mit. »Ich bin selbst Ex-Userin. Ich habe im Leben alles einmal probiert, was man probieren kann«, sagt die 53jährige, die mittlerweile Sucht- und Traumatherapeutin ist. »Wir verteufeln keine Drogen, wir verherrlichen sie aber auch nicht. Wir nehmen die Leute genau in ihrem Zustand an, wie sie zu uns kommen, und versuchen, das ganz wertfrei zu machen«, so Hofmann.

Eclipse wurde ins Leben gerufen, um eine Alternative zur herkömmlichen Behandlung von Drogenproblemen anzubieten. »Es kann gar nicht gut sein, wenn jemand total ›vertrippt‹ in eine geschlossene Psychiatrie eingeliefert wird«, sagt Hofmann. Eclipse soll jedoch keine Konkurrenz zu ausgebildeten ­Sanitätern darstellen. »Wir arbeiten auf Festivals eng mit den Sanitätern zusammen. Sie kümmern sich ums Körperliche und wir uns um das Psychische. Das ergänzt sich«, sagt Hofmann.

Zudem verfügt Eclipse über Drogenwissen, das Sanitäter nicht immer haben. »Ich habe schon welche erlebt, die wirklich keinen Plan hatten«, sagt sie. Es gibt aber auch selbständige Rettungsdienste wie »Blauer Stern«, die entsprechend ausgebildet sind. »Sie lassen sich von uns schulen und wissen ganz genau, worauf es in psychedelischen Krisen ankommt«, sagt Hofmann. Eclipse ist auf ehrenamtliche Arbeit und Spenden angewiesen. »Wir sind finanziell unabhängig und treffen Entscheidungen basisdemokratisch als Verein«, so Hofmann im Gespräch mit der Jungle World.