Die spritzige Ausstellung von Peaches in Hamburg

Ficken 2000

Seite 4 – »Arbeiter des Arschlochs«

Schnittlos wird einmal ein Glas, in dem ein ­Finger herumfährt, und dann ein kleiner Topfdeckel aus Emaille in ­ruckelnden Bewegungen unter einem Wasserstrahl abgefilmt. Im Kopf ­respektive Höschen entsteht dabei der Wunsch, diese Vagina oder eben jener Busen zu sein. Erotik ist oft assoziativ und entsteht wohl eher durch das Komplizierte und Vermittelte, nicht im Direkten und ­unvermittelten.

Dunkel wie in einem Nachtclub ist es in der Installation im Hamburger Kunstverein.

Bild:
Fred Dott

Die Direktorin des Hamburger Kunstvereins Bettina Steinbrügge schlägt zum Abschluss ihrer Eröffnungsrede der Peaches-Ausstellung vor, sich dem im »Kontrasexuellen Manifest« abgedruckten Vertrag von Paul B. Preciado (ehemals Beatriz Preciado) zu unterwerfen. »Ich, die hier Unterzeichnende, verzichte aus eigenem Willen auf meine ­natürliche Position als Mann oder als Frau auf jedes (soziale, ökonomische, erbrechtliche) Privileg und auf jede (soziale, ökonomische, reproduktive) Verpflichtung, die sich im Rahmen des naturalisierten heterozentristischen Systems aus meiner sexuellen Position ableitet. (…) Ich verstehe mich als Loch und als Arbeiter des Arschlochs.«

Dem Manifest zufolge soll Sex nicht mehr mittels primärer Geschlechtsteile praktiziert werden, sondern »herrschaftsfrei« mit Dildo und Anus. Wenn jeder einen Phallus haben und nutzen könne, verlöre der Penis seine Macht, das Arschloch kenne Geschlechtergrenzen nicht, so ließen sich alle auf die gleiche Art ficken.