Die spritzige Ausstellung von Peaches in Hamburg

Ficken 2000

Seite 3 – Statements und Parolen

An manchen Stellen funktioniert das sehr gut, etwa wenn eines der Fleshies schwärmerisch-melancholisch davon phantasiert, nicht mehr alleine zu sein und all den Praktiken, die es bei der menschlichen Nach­barin beobachtet hat, selbst zu fröhnen. Oder wenn man sich auf ein Schaumstofflager niederlegen muss, um dem Kaleidoskop an kopulierenden Sextoys zuzuschauen und ­dabei Beine, Arme und Haare bisher fremder Ausstellungsbesucher und Besucherinnen an und über sich spürt.

Was da lärmt, bleibt repetitiv und in der ästhetischen Form manchmal recht unbeholfen. Der Springbrunnen aus Fleshies beispielsweise sieht auf den ersten Blick aus wie Pappmaché und das, was da lustvolles Vollspritzen sein soll, plätschert ruhig wie in einem Gartencenter vor sich hin. Vielleicht ist die ganze Inszenierung doch einfach Ficken 2000, eine ­plakative und in die Jahre gekommene Postulierung der Sexpositivität wie zur Jahrtausendwende, als Peaches’ Song »Shake Yer Dix« noch auf ­jedem besseren Dancefloor als lautes Statement lief.

Statements und ­Parolen allerdings sind eben auch immer Peaches' Stärke gewesen, sie war nie Fachkraft für Zwischentöne. Diese Zwischentöne hätte man in Hinblick auf die Limitierung von Körpern und Lust durch äußere Zuschreibungen in den vergangenen Wochen in den Kunstwerken in Berlin erleben können. Dort wurde eine ­Retrospektive der 1950 geborenen ­slowakischen Transgender-Künstlerin Anna Daučíková gezeigt. Auch hier erfuhren Gegenstände eine Beseelung und wurden zu Trägerinnen von Lust. Die Videos »Queens Finger« und »Home Exercise« aus den späten Neunzigern sind wahnsinnig spröde und unglamourös.