Sleater-Kinney - The Center Won’t Hold

Da waren's nur noch zwei

Seite 5 – Wenig Erfreuliches

Und die Texte von Carrie Brownstein, in denen sich oft ziemlich brachial-brutale und deswegen so wunderschöne Stellen über platzende, aufgerissene, verzehrte Körper finden, hatte die Produzentin kritisch beäugt. Im Song »Love« singt Brownstein von einem »well-worn body«, der New York Times erzählte sie, dass »Annie das nicht wollte«, die daraufhin, ebenfalls Gesprächspartnerin für den Artikel, ausführt: »Ich dachte, abgetragene Körper? Was?« Zum Glück haben es auch andere Textstellen von Brownstein doch noch auf das Album geschafft, beispielsweise der von ihr gesungene Wunsch an ihre Geliebte, sie »von ihren Knochen zu trennen«. »Hurry on Home«, das dazugehörige Lied, ist der einzig erfreuliche Song auf dieser Platte.

Dass Weiss die Band verlassen hat, verwundert nach elf Songs nicht mehr – sie hatte als Drummerin einfach nichts zu tun. Für die Pressemitteilung erzählte sie ganz nett: »Ich glaube, für Carrie und Corin war es befreiend, eine andere Soundpalette zu entdecken. Annie hat viel Erfahrung damit, ihre eigene Musik mit Synthesizern und Keyboards zu machen, also konnte sie unser Wegweiser sein, uns in dieser neuen musikalischen Landschaft zurechtzufinden und dabei immer noch so zu klingen, als würden wir Musik von Sleater-Kinney spielen, aber dennoch die Freiheit zu haben, nicht die ganze Zeit auf der Gitarre zu spielen.«

Doch wenn Sleater-Kinney auf Gitarren verzichten, dann können sie nicht mehr nach Sleater-Kinney klingen. Ganz nebenbei: Dass immer wieder evoziert wird, der Einsatz von Synthesizern oder Keyboards sei etwas Neues, etwas Innovatives, etwas nie Dagewesenes, ist, mit Verlaub, Unsinn. Für die Band Sleater-Kinney mag es etwas Neues sein, für den Hörer nicht. Und so bleibt nur, das neue Album mit einem alten Titel der Band zu beschreiben: »You’re No Rock ’n’ Roll Fun« – any more.

Sleater-Kinney: The Center Won’t Hold (Mom + Pop)