Sleater-Kinney - The Center Won’t Hold

Da waren's nur noch zwei

Seite 3 – Parodie einer Rockband

Dabei versuchen sie, wenigstens partiell noch ein wenig so wie sie selbst zu klingen. Beim titelgebenden Eröffnungstrack etwa, der von wuch­tigen Industrialsounds dominiert wird, sind Drum Machine und Synthesizer zum ersten Mal in der Bandgeschichte in Gebrauch (sieht man mal von marginalem Einsatz der Synthies auf »One Beat« ab), Schlagzeugspiel setzt erst nach einer Minute zaghaft ein. Irgendwie kennt man das schon, nämlich von Björk und von PJ Harvey, die solchen Sounds allerdings vor mittlerweile über 20 Jahren in ihrer Musik Platz einräumten (allerdings ohne dabei ihren signature sound zu verlieren).

»›The Center Won’t Hold‹ lässt dich in eine katas­trophische Welt fallen«, lässt Corin Tucker in der Pressemitteilung wissen und verweist auf die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Nach einem kurzen Break am Ende des Lieds ist es aber vorbei mit der Katastrophe, in diesem Fall nicht mit der Präsidentschaft Trumps, sondern mit der experimentell gemeinten Musik von Sleater-Kinney. Kurze Pause, und plötzlich ertönt ein Rockgewitter, eines von der Sorte »sauberer Krach«, was es auch nicht besser macht. »Es ist, als würde die Band am Ende ihren Weg herausfinden, indem sie eine Rockband wird«, so Tucker weiter, doch irgendwie will man ihr das nicht ganz glauben, denn der Rest des Albums und auch schon dieser kleine Versuch am Ende des Eröffnungsstücks klingen eher wie eine Parodie auf eine Rockband – und eben nicht nach Sleater-Kinney.

Sonja Eismann hat in ihrer Besprechung der 2015 erschienenen Platte von Sleater-Kinney, »No Cities to Love«, geschrieben, die Band spiele »dekonstruktiven Rock«. Damit hatte sie Sleater-Kinney abgegrenzt gegen einen ihrer größten Bewunderer, den Musikkritiker Greil Marcus, der sie als beste Rockband Amerikas bezeichnet hatte.