Wer bezahlt den Klimaschutz?

»Umweltschutz ist eine soziale Frage«

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Interview Von

Der Umbau des Stromnetzes ist mit vielen Risiken verbunden. Kritiker sagen, dass die Versorgungssicherheit mit den erneuerbaren Energien nicht gewährleistet sei und Ausfälle drohten. Ist die Energiewende ein riskantes Infrastrukturexperiment?
Die Versorgungssicherheit ist mit dem bestehenden System längst nicht mehr gegeben. Das AKW Grohnde musste diesen Sommer abgeschaltet werden, weil das Kühlwasser zu heiß war. Im letzten Sommer ging Kohlekraft vom Netz, weil der Wasserstand der Flüsse zu niedrig war, um per Schiff die Kohle zu transportieren. Die Klimakrise selbst stellt die konventionellen Anlagen in Frage. Das fossile System wendet sich gegen sich selbst. Wir haben neben Wind- und Solarenergie auch Biomasseheizkraftwerke und Gaskraftwerke – künftig mit erneuerbar produzierten Gasen. Das sind viele Lösungen, die ineinandergreifen und besser funktionieren können als das, was wir jetzt haben.

Mit der Energiewende und dem Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft steht Deutschland alleine da. Frankreich, Finnland und Schweden bauen weiter auf Atomstrom. Polen hängt weiter der Kohlekraft an.
Es ist richtig, dass wir unsere europäischen Partner nicht zwingen können. Aber ein Alleingang ist es längst nicht mehr. Andere Länder sind inzwischen viel schneller, was den Ausbau der Erneuerbaren betrifft. Wir haben jedoch eine Vorreiterrolle, was die interna­tionale Aufmerksamkeit betrifft. Die Technologien für die Wende sind da und die Preise vertretbar. Wir müssen es nur tun.

Deutschland soll also führen?
Wenn wir das hier nicht hinbekommen, werden sich viele Entwicklungsländer denken: Dann brauchen wir es auch nicht mehr versuchen. Wenn wir das schaffen, können wir beweisen, dass Deutschland technisch führend ist und die Klimakrise eingedämmt werden kann.