Handelskrieg der US-Regierung mit China

Kampf der Giganten

Seite 2 – Trump braucht den Boom

Doch was würde geschehen, sollte die chinesische Regierung die eigene Währung tatsächlich bewusst schwächen, wie sie es im zurückliegenden Jahrzehnt häufig getan hat? Chinesische Importe würden billiger, die Effekte der Zölle würden verpuffen. Trump müsste weitere Zölle erheben oder den US-Dollar abwerten – ein Wechselspiel mit ungewissem Ausgang.

Die Frage ist nur, wie weit zu gehen beide Regierungen bereit sind, um ihre Ziele zu erreichen. Was Trump langfristig bezweckt, ist unklar. Mit immer neuen Abgaben wird er den weiteren Aufstieg Chinas jedenfalls kaum verhindern können. Kurzfristig könnte ihm der Konflikt jedoch nutzen. Für seine Wiederwahl im kommenden Jahr benötigt er eine boomende Wirtschaft – kaum etwas wäre für ihn schlimmer als eine Rezession im Wahlkampf.

Die US-Ökonomie wächst derzeit zwar noch in Folge der Steuersenkungen des vergangenen Jahres, doch die Effekte lassen merklich nach. Um die Wirtschaft zu stärken, will Trump den Markt weiter mit billigem Geld versorgen – Geld, das ihm die Zentralbank mit weiteren Zinssenkungen verschaffen soll. Wohl nicht zufällig erhob er neue Zölle immer dann, wenn die US-Börsen kurz davor standen, neue Index-Höchststände zu erreichen – um anschließend umso größere Verluste zu verbuchen. Mit seinen Interventionen setzt Trump die Wirtschaft erheblich unter Druck und nötigt die US-Zentralbank so dazu, den Leitzins zu senken.

Bislang reagierte China moderat auf die Aktionen der US-Regierung. Aber auch die chinesische Regierung steht unter Druck. Die Zeiten, in denen das chinesische Wachstum einen Rekord nach dem anderen erzielte, sind längst vorbei; der Höhepunkt war 2007 mit sagenhaften 14 Prozent erreicht. Seitdem hat sich die Wachstumsrate mehr als halbiert. Die Regierung versucht seither, das Wachstum mit großen Investitionen in die Infrastruktur voranzutreiben.