Das Medium

Spinne ohne Netz

»Immer diese Zweibeiner!« Was Spinnen über ihre menschlichen Mitbewohner denken.

Mit zwei funktionsgehandicapten Notebooks in den Urlaub zu fahren, hat den großen Vorteil, dass es immer was zum Aufregen gibt. Das eine Notebook kann sich zum ­Beispiel das Datum nicht mehr merken und darf deswegen Firefox zufolge nicht mehr ins Internet, das andere macht heimlich immer neue und nicht sehr dekorative Risse in den Bildschirm, aber egal, es sind Ferien und da will man ja nun wirklich nicht ständig online sein.

Und in diesem Offline hier in Norwegen passiert ohnehin ständig was, und das nicht nur, wenn man auf der Terrasse sitzt und den vorbeischlendernden beziehungsweise in den meisten Fällen mit ­E-Strandbuggys vorbeibretternden Nachbarn huldvoll zuwinkt (der Dingens hat nun auch ganz offiziell was mit der Døngens, deren Mann vor einigen Jahren gestorben ist). Nicht zuletzt gibt es hier eine sehr interessante Fauna, zu der die langbeinige Spinne gehört, die entschieden hat, nun in einer Untertasse im Regal zu wohnen.

Erst dachten wir, sie sei tot, weil sie auch auf Anstupsen nicht reagierte, aber irgendwann bewegte sie sich dann doch, wahrscheinlich weil sie es so satt hatte, immer wieder angepustet und -geschubst zu werden – und seither wissen wir: Sie will einfach nur gemütlich auf ihrer Untertasse sitzen und ihre Ruhe haben, und wer weiß, vielleicht gibt es ja ein Spinnen-Internet und immer nachts, wenn wir schlafen, schreibt sie dort lange Einträge über diese unverschämten Zweibeiner, die sie ständig belästigen und lauter Sachen tun, die eine große Zumutung sind, wie Filme gucken und laute Musik hören, und ein Umgang sind sie sowieso nicht, weil sie anstän­dige Spinnen nicht einfach in Frieden lassen: »Heute haben sie schon wieder an ­meiner Untertasse geruckelt, ich frage mich wirklich, was mit diesen Leuten los ist, dass sie nicht einmal still dasitzen ­können.«