Stichwahl in Guatemala

Zwei für den Pakt der Korrupten

Für die Stichwahl zur Präsidentschaft Guatemalas haben sich zwei Kandidaten aus der korrupten politischen Führungsschicht qualifiziert. Thelma Cabrera, eine Kandidatin der Indigenen und Klein­bauern, errang einen Achtungserfolg.

Sandra Torres gegen Alejandro Giammattei – das ist die Konstellation in Guatemala bei der Stichwahl zur Präsidentschaft am 11. August. »Das ist in etwa das, was sich in den Umfragen abgezeichnet hat«, meint Michael Mörth. Der Jurist lebt seit Mitte der neunziger Jahre in Guatemala, berät eine Kanzlei von Menschenrechtsanwälten und analysiert die politische Entwicklung des Landes. Die ist alles andere als positiv – und daran werde sich mit keinem der beiden Kandidaten für die Stichwahl etwas ändern, da ist sich der 68jährige sicher. »Gegen Sandra Torres hat die Internationale Kommission gegen die Straffreiheit in Guatemala (CICIG) ermittelt, sie gehört zu einem korrupten und auf gegenseitigen Gefallen beruhenden System.« Auch an Giammattei, dem Kandidaten der neu gegründeten konservativen Partei Vamos, lässt er kein gutes Haar: »Er steht für die erzkonservative Rechte, ist bei den letzten vier Wahlen mit unterschiedlichen Parteien angetreten und ist mit etlichen suspekten Gestalten eng verbunden.«

Es wird nicht zuletzt darum gehen, wer als geringeres Übel gilt, und da dürfte Sandra Torres im Vorteil sein.

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 16. Juni lag Torres mit 25,7 Prozent der Stimmen vorn, Giammattei folgte mit 13,9 Prozent. Zwischen diesen beiden Kandidaten müssen sich die 8,1 Millionen Wahlberechtigten nun entscheiden. Bis dahin wird hinter den Kulissen gefeilscht, ob die eine oder der andere von insgesamt 19 ausgeschiedenen Kandidatinnen und Kandidaten dazu aufruft, Torres oder Giammattei zu wählen. Es wird nicht zuletzt darum gehen, wer als geringeres Übel gilt, und da dürfte Torres, die Kandidatin der Nationalen Einheit der Hoffnung (UNE), im Vorteil sein, vor allem weil sie in den ländlichen Regionen des mittelamerikanischen Landes immer noch wegen ­ihres sozialen Engagements als First Lady an der ­Seite ihres damaligen Mannes, des von 2008 bis 2012 amtierenden Präsidenten Álvaro Colom, ­einen guten Ruf genießt. Davon zehrt die Kandidatin der einst als sozial­demokratisch geltenden Partei.