US-Handelskrieg gegen China

Boykott und Gegenboykott

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Dass die Pläne von Huawei, sich von US-Zulieferern unabhängig zu machen, ziemlich konkret sind, zeigte am Freitag vergangener Woche ein Bericht von Bloomberg Businessweek. 10 000 Entwickler arbeiten demnach derzeit an den Standorten Shanghai, Shenzhen and Xi’an in drei Schichten rund um die Uhr nicht nur an einem eigenen Betriebssystem, sondern auch an Hardware, darunter Basisstations­antennen, eine Komponente, bei der US-Hersteller den Markt beherrschen. »Die Frage, ob wir gewinnen können, stellt sich nicht – wir müssen gewinnen«, wird ein Mitarbeiter zitiert, der mit seinem Team an der Entwicklung von Kommunikations-Chips arbeitet.

»Die Krieger in den goldenen Rüstungen werden nicht nach Hause zurückkehren, bevor sie nicht Trump geschlagen haben.« 

Der Handelskrieg führt zu entsprechender Sprache, in einem Mitarbeiterforum werden Nachrichten gepostet, die sich anhören wie aus einem Film: »Die Krieger in den goldenen Rüstungen werden nicht nach Hause zurückkehren, bevor sie nicht Trump geschlagen haben.« Sicherheitshalber kündigte China zudem Exportbeschränkungen für seltene Erden an, die unter anderem für die Produktion von Handys, Computern, Autos und Windkraftanlagen benötigt werden. In deutschen Medien wurde schnell abgewiegelt und darauf verwiesen, dass diese Metalle ja auch in Sachsen vorkämen. Doch bei der Gewinnung der Erden, bei denen China 90 Prozent des Weltmarktanteils für sich beanspruchen kann, gibt es ein Problem: Sie müssen aus Gestein mittels hochgiftiger Säuren herausgelöst werden, außerdem wird dabei sehr viel Boden abgetragen. In den westlichen Ländern wäre so etwas kaum ohne starke Proteste von Umweltschützern und Arbeitsrechtlern möglich, wes­wegen man die Gewinnung und Verarbeitung der kostbaren Metalle gern China überließ. Das alles alarmiert Technologiekonzerne in den USA, die zudem einen Gegenboykott befürchten.

Am 7. Juni bat Google die US-Regierung, vom Bann ausgenommen zu werden. Das Unternehmen hatte Sicherheitsbedenken geltend gemacht, wenn das Android-Betriebssystem auf Huawei-Geräten nicht mehr aktualisiert werden könne. Huawei wäre dann praktisch gezwungen, sein eigenes ­Betriebssystem zu entwickeln, das von Google nicht mehr kontrolliert werden und anfällig für Hacking sein könnte. Die Begründung ist im Hinblick auf 5G logisch. Ein unmittelbar auf die eigenen Geräte und den kommenden Standard zugeschnittenes Betriebssystem plus die entsprechende eigenproduzierte Hardware könnten ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil sein.