Small Talk mit Ria Rehberg von der Kampagne »Million Dollar Vegan« über den Versuch, den Papst zum Veganismus zu bekehren

»Was würde Jesus sagen?«

Die zwölfjährige Aktivistin Genesis Butler hat einen Brief an den Papst geschrieben, in dem sie ihn bittet, während der diesjährigen Fastenzeit vegan zu leben. Dahinter steht eine Kampagne mit dem Titel »Million Dollar Vegan«. Sie erfährt auch von Prominenten wie Paul McCartney Unterstützung. Falls der Papst zusagt, spendet eine Stiftung eine Million Euro an eine gemeinnützige Organisation seiner Wahl. Ein Small Talk mit Ria Rehberg, Deutschland-Sprecherin der Kampagne.
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Wie sind Sie darauf gekommen, gerade den Papst anzusprechen?
Die Idee ist entstanden, weil Papst Franziskus 2015 in seiner Enzyklika »Laudato si’« viel über die Schädigung des Planeten und den Missbrauch von Tieren gesprochen hat. Er hat darin betont, dass jede einzelne Person ihr Verhalten ändern müsse, um dieses wichtige Problem anzugehen. Falls der Papst mitmacht, wird er die 1,2 Milliarden Katholiken auf der ganzen Welt ermutigen, das Gleiche zu tun. Er ist ­jemand, der von sehr vielen Menschen gehört wird. Wenn Franziskus etwas sagt, wird es viele inspirieren. Deswegen hoffen wir, dass er mit gutem Beispiel vorangeht und ein Zeichen setzt.

Wieso die Katholische Kirche? Räumt man ihr – auch angesichts des Missbrauchsskandals – damit nicht mehr Bedeutung ein, als sie haben sollte?
Es hätte tatsächlich auch eine andere Person sein können, das stimmt. Es wird noch weitere Kampagnen geben, in denen andere Führungspersönlichkeiten angesprochen werden, dann ohne Bezug zur Religion. In diesem Fall ging es um eine weltweit führende Persönlichkeit, die sich sehr für diese Themen interessiert. In der Kirche wurden diese Themen allerdings bislang nicht offensiv nach außen kommuniziert. Darum ist diese Kampagne eine Chance, Menschen zu erreichen, die sich vielleicht zum ersten Mal darüber Gedanken machen. Was würde Jesus, der für Mitgefühl und Güte steht, zur Massentierhaltung sagen? ­Darüber gab es viele Diskussionen auf un­seren Kanälen. Gläubige Menschen waren mit Blick auf die Bibel fast alle derselben Meinung: Massentierhaltung entspricht nicht unseren Werten.

Sie argumentieren auf verschiedenen Ebenen, unter anderem werden die Enzyklika, die Umwelt und das Tierwohl genannt. Was, glauben Sie, stößt beim Papst, aber auch in der Gesellschaft auf die größte Resonanz?
In der Kampagne geht es viel um Umweltschutz. Studien der University of Oxford haben gezeigt, dass eine pflanzliche Ernährung die effektivste Einzelmaßnahme ist, die ein durchschnittlicher Konsument treffen kann, um seinen ökologischen Fußabdruck auf dem Planeten zu reduzieren. Wir sehen mit Fridays for Future, dass dieses Thema zur Zeit sehr in der Öffentlichkeit steht. Schade ist, dass eben solche Studien noch nicht viel in den Medien diskutiert werden. Wir hoffen vor allem, dass die politische Klimabewegung mehr mit der veganen Ernährung verbunden wird.

Ernähren Sie sich selbst vegan?
Ja.

Wird Genesis Butlers Alter für die Ziele der Kampagne instrumentalisiert?
Nein, wird es nicht. Genesis ist eine sehr engagierte Aktivistin. Wenn wir auf ihr Alter hinweisen, dann weil wir zeigen wollen, dass sich die Generation besonders für den Klimaschutz einsetzt, die am meisten betroffen sein wird. Es gibt neben ihr viele weitere junge Menschen, denen endlich eine Plattform ­geboten wird.

Ein junges Mädchen klopft an die Tür eines älteren Geistlichen – gab es da nicht Kritik?
Nein, das habe ich ehrlich gesagt nicht mitbekommen. Es gibt aber Dinge innerhalb der Katholischen Kirche, von denen wir uns distanzieren.