Homestory

Homestory #03


Damit Ihre Lieblingszeitung Woche für Woche pünktlich erscheinen kann, opfern sich Redakteure und Redakteurinnen hingebungsvoll für Sie auf. Egal ob es um die Organisation wilder Partys, aufwendige Auslandsreisen, Buchvorstellungen oder Dikussionsveranstaltungen geht, den Kollegen ist kein Feierabend heilig. Und auch die eigene Gesundheit wird dabei hin und ­wieder außer Acht gelassen. Wie an dieser Stelle vielfach beschrieben, verunfallen die Ehrgeizigsten unter uns bereits bei dem ­Versuch, morgens besonders schnell in die Redaktion zu gelangen. In der Küche stapeln sich um diese Zeit des Jahres stets Zitronen und Ingwerwurzeln, um die Erkälteten zu versorgen. Andere schreiben sich für Sie die Finger wund. So hat der Kollege aus dem Themaressort seit einer Woche mit einem Tennisarm zu kämpfen, den er wider Willen schonen muss. Mürrisch sitzt er nun zu Hause und soll nichts tun. Was für eine Zumutung! Abschalten? Wozu? Wie? Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung hat da kürzlich einen Zusammenhang erkannt. Bei selbstbestimmten Arbeits­zeiten fällt das Abschalten offenbar schwerer als bei festen Zeiten. Wenn wir also nicht mehr wissen, wo die Arbeit beginnt und der Spaß aufhört, macht uns das Stress.

Wo wir gerade beim Ruinieren der eigenen Gesundheit sind: ­Haben Sie den Cocktail auf unserem letzten Coverbild erkannt? Na, es stand ja auch darunter: Es war ein Cosmopolitan, das Getränk, das die Protagonistinnen der US-amerikanischen Fernsehserie »Sex and the City« in großen Mengen konsumierten. Und weil tatsächlich weder die Serie noch das Getränk allen Kolleginnen und Kollegen bekannt waren, musste diese Bildungslücke freilich noch in der vergangen Woche geschlossen werden. Der Selbstversuch – denn grau ist alle Theorie – erfolgte dann am hellerlichten Tag, am ehrwürdigen Redaktionstisch.

Zwar hatte es die Themaredakteurin ein wenig zu gut mit dem Wodka gemeint, aber dennoch mundete der Cosmo auch schon zur Mittagszeit. Und schließlich ging es ja neben dem Genuss auch um den Erkenntnisgewinn. Da müssen andere individuelle Bedürfnisse oder gesundheitliche Bedenken hintenanstehen, wenn es dem Wohle der Zeitung dient. In weiser Voraussicht hatte die Layouterin noch schnell einige Tapas besorgt. Denn die kluge Profiselbstausbeuterin weiß, dass Alkohol zu früher Tageszeit und auf nüchternen Magen dem effizienten Arbeiten nicht immer gut tut. Die anschließende Sitzung verlief dann ungewöhnlich heiter. Keine Ahnung, wo da der Spaß aufhören soll.