Was kümmert mich der Dax - Der »grüne Kapitalismus« ist gescheitert

Alarm­stufe Gelb

Kolumne Von

Die Vorbereitung der nunmehr jährlichen Klimakonferenzen folgt ­einem Ritual: Wissenschaftler warnen, Politiker versprechen, Umweltschützer fordern. Man erwartet die übliche Abschlusserklärung, später dann die üblichen Aus­flüchte, wenn die selbstgesetzten Ziele nicht erreicht werden. Dem Mitte November veröffentlichten »Brown to Green«-Bericht zufolge sind die Emissionen von Treibhausgas in 15 der G20-Staaten, darunter Deutschland, im vorigen Jahr wieder gestiegen. Der Übergang zum »grünen Kapitalismus« ist gescheitert, dennoch wird das Dogma nicht in Frage gestellt, der Klimawandel solle mit marktwirtschaftlichen Mitteln bekämpft werden. Das bedeutet nicht nur, dass die Konkurrenz der Nationalstaaten auch in Zukunft ausreichenden Klimaschutz verhindern wird. Die Maßnahmen, die ergriffen werden, dürften zudem auf wachsenden Widerstand stoßen, da sie vornehmlich Güter und Dienstleistungen verteuern, die als klimaschädlich eingestuft werden, ohne einen sozialen Ausgleich zu schaffen.

Antiökologische Proteste wurden bislang von Unternehmen organisiert, in Deutschland häufig im Bündnis mit reaktionären Betriebsratsfürsten. Der Protest der »gelben Westen« in Frankreich gegen die Erhöhung der Treibstoffpreise ist hingegen eine Basisbewegung, und es dürfte nicht die letzte dieser Art gewesen sein. Für die antiökologische Wirkung solcher Bewegungen ist es irrelevant, ob die Beteiligten sich gegen die »Klimalügen« wenden, der Klimaschutz ihnen egal ist oder sie schlechten Gewissens preiswertes Benzin fordern. Dennoch kann einigen der Protestierenden ein berechtigtes Anliegen – Mobilität im vom öffentlichen Verkehr weitgehend abgekoppelten ländlichen Raum, Begrenzung der Kosten für den Weg zum Arbeitsplatz – nicht abgesprochen werden. Bei der Klimakonferenz in Kato­wice werden die Teilnehmer auf atemberaubende Weise mit dieser Problematik konfrontiert werden, denn der Tagungsort, Zentrum des polnischen Kohlebergbaus, ist berüchtigt für seine winterliche Smog­glocke, die überwiegend eine Folge veralteter Kohleheizungen in der Stadt ist. Deren Einwohner, die diese Luft immer einatmen müssen, hätten gegen saubere Heizungen wohl nichts einzuwenden. Bezahlen könnten sie aber die wenigsten. Da die Zeit zu knapp für die rechtzeitige Einführung einer globalen demokratischen Planwirtschaft geworden ist, kann nur noch sozialdemokratisch improvisiert werden. Geschieht nicht einmal das, werden vermutlich die wenigstens Menschen so heroisch sein, für die Zukunft der Menschheit zu frieren.