Bitte nicht füttern - Warenangebote für Hunde

Canis oeconomicus

Kolumne Von

Es ist Herbst und bald auch schon wieder Weihnachten, sprich: Man muss sich erstens selbst gut und demnächst dann auch die Geschenke einpacken. Bekommt der Hund auch etwas? Haustiere sind wie Kinder, sie kosten Geld. Kinder wie Hunde lieben es zu konsumieren. Letztere vor allem Leckerlis, klar, aber auch darüber hinaus ist das Angebot nahezu unendlich. Und Eltern wie Hundehalter neigen dazu, aus schlechtem Gewissen oder Fanatismus jeden Quatsch zu kaufen, der feilgeboten wird. Anders als bei Kindern nennt man den bei Hunden »Zubehör«. Da gibt es alles: vom trendy Spielzeug über veganes Bioessen bis zum orthopädischen Hundesofa. Natürlich gibt es auch Klamotten, bei einer bekannten Modekette kann man für 14,99 Euro ­einen Smoking für den Fiffi bestellen, es gibt auch Wollpullis mit Elchmotiv, Weihnachtsmannmützen und ein Marienkäferkostüm für Karneval.

Das ist natürlich alles billiger Ramsch, doch es geht auch teurer. Seit diesem Monat bietet besagte Modekette Designermode an, auch für Hunde; etwa ein Hunde-Hoodie oder ein wattiertes Mäntelchen für je 80 Euro. Im Internet kann man auf der Seite luxurydogs.de unter 355 Produkten wählen, die als »Hundekleidung« dargeboten werden. T-Shirts, Fleece-Westen, Steppjacken – im Grunde alles, was es auch für Menschen gibt, bis hin zur Festmode. Man kann ein Hunde-Brautkleid online bestellen und schon erstrahle »die Prinzessin auf vier Pfoten« auf der Hochzeit der Hundehalter in einem weißen Tüllkleid »inklusive Hunde-Schleier«.

Tatsächlich sind Haustiere ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Neun Milliarden Euro – das ist das 18fache des Vermögens der Queen – geben die Deutschen jedes Jahr für ihre Haustiere aus, davon die Hälfte für Hunde.

Das meiste Geld geht für Futter drauf, der Rest für Arztbesuche, »Zubehör«, Versicherungen und, ja, Beerdigungen. Außerdem muss der Hund auch in die Schule gehen – gute Bildung kostet – und regelmäßig zum Frisör. Dass es für Kinder Steuerfreibeträge gibt, für Hunde jedoch eine Hundesteuer gezahlt werden muss, zeigt, dass die beiden Hobbys gesellschaftlich nicht gleichermaßen anerkannt sind. Aber das ist ein anderes Thema.

Die wichtige Frage lautet doch, was Coco zu Weihnachten bekommen soll. Tatsächlich wäre ein Kleidungsstück passend. Denn sollte es eines Tages doch noch regnen, könnte der Hund ja nass werden. Ihm mag das egal sein, aber für seine Menschen bedeutet es, dass sie ihn jedes Mal mit einem Handtuch ­abtrocknen müssen, bevor er in die Wohnung stürmt. Sonst würde er dort alles in eine Schlammhölle verwandeln. Also eine Regenjacke? Oder ist das zu peinlich, falls man damit gesehen wird? Da machen Sie sich mal keine Hoffnung! Peinlichkeit kennen Hundehalter so wenig wie Eltern. Falls doch, holt man sich halt etwas in Bio oder von Gucci.