Eine Ausstellung über die Revolutionen in Deutschland

You say you want a revolution?

Das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf widmet sich in seiner Ausstellung »¿Revolution! 1848, 1918, 1968« Barrikadenkämpfen und Protest­bewegungen.

Revolutionen in Deutschland haben eines gemein: Sie scheitern. Die Jahre 1848, 1918 und 1968 stehen exemplarisch dafür. Haben die Kuratoren der Ausstellung‚ »¿Revolution! – 1848, 1918, 1968« im Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut den Ausstellungstitel genau deshalb mit einem Fragezeichen versehen? »Wir wollten damit eher ausdrücken, dass es zwischen den Bewegungen zwar Gemeinsamkeiten gibt, aber eben auch Unterschiede«, sagt Christian Liedtke, Archivar am Heinrich-Heine Institut, der die Ausstellung mit­kuratiert hat. Sie verzichte mit Absicht auf eine roten Faden und die eine große Erzählung. »Wir wollen die Besucher selbst entscheiden lassen, welche Zusammenhänge sie ­erkennen, und niemanden belehren«, so Liedtke.

Die Achtundsechziger gelten auch 50 Jahre nach der antiautoritären Revolte noch als Zerstörer der alten Werte – obwohl sie längst ihren Frieden mit der Republik gemacht haben.

Die Objekte aus drei historischen Etappen wurden jeweils nach Themen geordnet: »Rhetorik und Satire«, »Zeitgeschehen«, »Gewalt«, »Wort als Waffe« und »Agitation auf Papier« lauten die Überschriften. Eine weitere Rubrik hat den Titel »Klänge der Revolution«. Neben Platten von Albert Ayler, Velvet Underground oder den Rolling Stones, die vor allem für die Erneuerung des Jazz und der Popmusik in den sechziger Jahren stehen, sind es Aufnahmen von Liedern des Widerstands, die den zeit­lichen Bogen spannen. Dieter Süverkrüp singt Lieder der deutschen ­Revolution von 1848 oder von Erich Mühsam aus den Jahren vor und nach 1918.

Das Jahr 1848 ist vor allem aus literarischer Sicht interessant: Der Dichter Ferdinand Freiligrath schickte aus dem Exil Briefe nach Deutschland, die mit einem roten Siegel versehen waren, das die Worte »trotz alledem« trug – der Titel eines Gedichts, das er im Vormärz geschrieben hatte und das zum Widerstand ermutigte. Die Revolte von 1848 wurde auch von der Frauenbewegung beeinflusst: Louise Aston war eine der frühen Frauenrechtlerinnen. Bilder zeigen sie mit Zigarette, was damals als »unweiblich« galt. Sie gründete den »Club emanzipierter Frauen« und vertrat in ihrem autobiographischen Roman »Aus dem Leben einer Frau«, der, wie Heinrich Heines Schriften, im Verlag Hoffmann und Campe erschien, »feministische, ­religions- und sozialkritische Positionen, die selbst für ihre Mitstreiterinnen zu radikal waren«, sagt Christian Liedtke.

Rund 70 Jahre später setzte sich der Künstler Georg Grosz in seinen Zeichnungen mit der Niederschlagung der Aufstände der Arbeiter- und Soldatenräte durch Reichswehr und Freikorps auseinander; er ahnte bereits früh den Verrat der Sozial­demokraten an der Revolution. Die Zeichnung »Rückkehr der geordneten Zustände« aus dem Buch »Das Gesicht der herrschenden Klasse. 57 politische Zeichnungen«, das 1921 bereits in der dritten Auflage erschien, zeigt auf der einen Seite erhängte und erschossene Revolutionäre und auf der anderen triumphierende Reaktionäre mit geöffneten Schädeldecken.