Nadia Reid: Preservation

Unerfüllte Sehnsucht

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Nadia Reid kommt aus einem Vorort Dunedins auf der Südinsel Neuseelands, wo die Natur wild und das nächste Erdbeben nur eine Frage der Zeit ist. Die Stadt sorgte in den Achtzigern musikalisch schon einmal für Aufsehen, doch mit dem »Dunedin Sound« von The Chills und The Clean hat Reid stilistisch wenig gemein. Ihr Songwriting und ihr Gesang erinnern stattdessen an so unterschiedliche Folk- und Indie-Größen wie Vashti Bunyan und das Frühwerk von Cat Power. Auf ihrem zweiten Album »Preservation« ist Reid allerdings ein wenig lauter geworden, Songs in voller Bandbesetzung bilden nicht mehr die Ausnahme wie noch auf ihrem Debütalbum »Listen to Formation, Look for the Signs«, dessen Veröffentlichung kaum anderthalb Jahre zurückliegt.

Zwei Tourneen hat die Mittzwanzigerin in der Zwischenzeit in Europa absolviert, zuletzt nur begleitet von Sam Taylor, der mit seiner trocken-verhallten E-Gitarre im Stile von Neil Youngs düsterem Soundtrack zum Western »Dead Man« Reids Singer-Songwriter-Qualitäten die ­atmosphärische Tiefe hinzufügt. Zur Intimität ihrer Musik tragen auch die introspektiven Songtexte bei, wie der von »Right On Time«, einem treibenden, gleichwohl rhythmisch-vertrackten Indierocker um eine Amour fou: »The apple it has fallen /Far from the tree / I ain’t gonna love nobody, /You or me ./ If I am made for something / Bigger than myself /Take me with you / On your way to hell.« Das ganze Album erscheint als die zwar nicht vergebliche, jedoch unerfüllte Suche nach einer Liebe, die bleibt.

Somit erklärt sich auch der Albumtitel »Preservation«, geht es doch um die Unmöglichkeit des Festhaltens, der Bewahrung. Augenblicke lassen sich ebenso wenig konservieren wie Liebe, auch diese muss immer neu befestigt werden, gegen die Zweifel und die Einsamkeit. Ähnlich verhält es sich mit Reids Songs selbst. Werden sie überdauern? Und was braucht es dazu? Jedenfalls beträchtliche und anhaltende Aufmerksamkeit, die sie zweifelsohne verdienen.
 

Nadia Reid: Preservation (Basin Rock)