Homestory #48

<p>Um Milchtee geht es – unter anderem bei der aktuellen Protest­bewegung in Thailand. Ob mit oder ohne <em>bubbles</em>, es scheint das neue Getränk der Revolte zu sein.</p>

Um Milchtee geht es – unter anderem bei der aktuellen Protest­bewegung in Thailand. Ob mit oder ohne bubbles, es scheint das neue Getränk der Revolte zu sein. Lenin soll seinen Tee ohne Milch genossen haben, ebenso Fidel Castro, weiß ein Redakteur der Jungle World, auf diese Frage angesprochen. Von Che Guevara sind lässige Bilder überliefert, wie er mit freiem Oberkörper seinen Matetee mit dem Trinkhalm zu sich nimmt. Matesucht ist also nichts, wofür man sich schämen muss. Und ging es bei der Amerikanischen Revolution nicht auch um eine Tea Party in Boston?

Auf die Frage nach ihrem Teekonsum, ob mit oder ohne Milch, Schwarztee oder Kräuter, Klassik oder Lifestyle, antworten die übrigen Redaktionsmitglieder eher ausweichend. Schnell kommt die Rede auf Bier, das eigentlich »eine Art Hopfeneistee« sei. Es ist auch kein Zufall, dass man sich zum Pläuschchen mittlerweile in der ­digitalen »Kaffeeküche« trifft (eine Chat-Gruppe) – und nicht zur »Teezeremonie«. Und zu Journalismus gehört Filterkaffee, das ist eine Art Naturgesetz. »Wer braucht denn schon Tee?« stand sogar auf einer Tasse im Jungle-Merch. Über das perfekte Brühen aus der Jungle-Kaffeemaschine hört man: »Da schlägt einem die Faust aus der Tasse ins Gesicht.« Neue Redakteurinnen können nach dem zu späten Genuss, ungefähr ab 14 Uhr, nachts kein Auge zukriegen und brauchen am nächsten Morgen einen umso stärkeren Kaffee. Die Frage nach dem Konsum von wachmachenden Getränken lässt sogleich in die Ferne schweifen – wie schön wäre der Genuss eines Schwarztees mit Minze in einem Straßencafé in Kairo, eines Frappé auf einer griechischen Insel!

Der Trend beim Milchtee geht in der Redaktion übrigens in Richtung Hafermilch, und da scheint sich ein größeres Politikum an­zubahnen. Nicht nur will ein Redakteur gehört haben, dass der Hersteller seiner Lieblingshafermilch ein Unterstützer Donald Trumps sei. Da wäre ja nur die kritische Konsumentin oder der Verzicht auf das Lieblingsprodukt gefragt. Der Europäische Gerichtshof entschied bereits 2017, Verbraucher könnten sich durch Formulierungen wie Sojabutter oder veganer Käse getäuscht fühlen. Nun steht den Milchalternativen ein Verbot der Benennung als Milch bevor. Milch könne nur tierischen Ursprungs sein. Eine Ausnahme bilde die ­Kokosmilch. Warum ausgerechnet die Scheuermilch noch so heißen darf? Die gehört allerdings wirklich weder in den Kaffee oder Tee.