Small Talk mit der Rinder­züchterin Maria Mundry über den Tiktok-Trend, Kühe zu erschrecken

»Weiden meiden«

Small Talk Von Markus Ströhlein

Kulikitaka-Challenge – so heißt ein neuer Trend im sozialen Medium Tiktok. Nutzer nehmen Videos auf, in denen sie wild mit den Händen wedelnd auf Kühe zurennen, um diese zu erschrecken. Unterlegt werden die Videos mit dem Merengue-Stück »Kulikitaka« des Sängers Toño Rosario. Maria Mundry züchtet in ihrem Betrieb »Schwarze Kuh« in Brandenburg Angusrinder und hat mit der »Jungle World« über das Internet-Phänomen gesprochen.

Wann haben Sie zum ersten Mal von der »Kulikitaka-Challenge« gehört?

Ich habe über die sozialen Medien davon erfahren, vor zwei Wochen ungefähr.

Ihre Rinder sind bislang also verschont geblieben?

Meine Rinder sind verschont geblieben. Die sind so gut versteckt, dass niemand sie findet.

Haben Sie von irgendwelchen Fällen in Brandenburg gehört?

Nein. Ich habe weder von verschreckten Rindern noch von verschreckten Rindererschreckern gehört.

Der Bauernverband warnt vor »Kulikitaka-Challenges«. Welches Risiko besteht für die Tiere?

Bei uns hier auf dem flachen Land könnte es sein, dass sie in Panik den Zaun durchbrechen und vor ein Auto rennen oder auf Bahnschienen laufen. Durch die Medien gingen die »Kulikitaka-Challenges« aber, nachdem etliche Rinder von ­einer Alm abgestürzt waren.

Wie gefährlich kann das Ganze für den Menschen werden?

Es könnte auch sein, dass die Tiere nicht wegrennen, sondern im Herdentrieb und zum Schutz ihrer Kälber auf denjenigen losrennen, der sie erschreckt. Das wäre auch schlecht.

Wie viel wiegen Ihre Rinder so im Durchschnitt?

Zwischen 650 und 1 000 Kilogramm. Wenn die einen erwischen, tut es schon weh.

Sind Rinder eher schreckhafte Tiere?

Rinder sind Fluchttiere. Allerdings haben sie auch einen Schutz­instinkt, was dazu führen kann, dass sie eben nicht wegrennen, ­sondern angreifen.

Was raten Sie Spaziergängern, die Rindern begegnen?

Abstand halten, denn man weiß ja nie, ob die Tiere Kälber bei Fuß ­haben oder ob ein Bulle auf der Weide ist. Spaziergänger sollten Weiden meiden. Wenn in den Bergen Wege über Weiden führen, dann sollten die Wanderer einen ganz großen Bogen um die Tiere machen.

Als altbekannter Scherz gilt es, Kühe nachts umzuwerfen. Geht das wirklich?

Das funktioniert nicht.

Schlafen die Tiere überhaupt im Stehen, so dass man sie umwerfen könnte?

Sie schlafen auch im Stehen, aber man schubst eben nicht einfach mal 650 Kilo um. Da denkt sich die Kuh einfach: Was will der denn?