Klarstellung zu meiner Beziehung zu Randa Kassis und ADHOC
In einem kürzlich erschienenen Artikel in der Jungle World hat Thomas von der Osten-Sacken Fragen zu meiner Verbindung zu Randa Kassis und der Organisation ADHOC aufgeworfen. Ich möchte hier die Gelegenheit nutzen, die Sachverhalte klar darzustellen.
Meine Bekanntschaft mit Randa Kassis reicht bis ins Jahr 2007 zurück. Wir lernten uns über die säkulare Plattform "Al Hiwar Al Mutamadin" (Civil Discourse https://www.ahewar.org/) kennen, wo Randa sich durch mutige Texte für individuelle Freiheiten in der islamischen Welt einen Namen machte. Wir waren Teil eines kleinen Netzwerks liberaler Gleichgesinnter, die sich im Internet austauschten.
Wichtig zu erwähnen ist, dass Randa sich bereits lange vor ihrem politischen Engagement mit Syrien finanziell für säkulare Anliegen einsetzte. Dies machte ihre Initiative zur Gründung von ADHOC im Jahr 2015 glaubwürdig. Die Organisation entstand vor dem Hintergrund des erstarkenden IS, als Randa mich und andere arabische Aktivisten und Intellektuelle kontaktierte mit der Idee, eine Plattform zu schaffen, die arabischen Säkularen eine Stimme gibt. Dies war keine spontane Entscheidung, sondern das Ergebnis langjähriger Diskussionen über die Notwendigkeit einer solchen Initiative.
An dieser Stelle ist es wichtig, die Komplexität der arabischen säkularen Szene zu verstehen. Es ist ein vielfältiges Spektrum, das Pro- und Anti-Israel-Stimmen umfasst, Marxisten ebenso wie Wirtschaftsliberale, Russland-Freunde ebenso wie entschiedene USA-Befürworter. In diesem Umfeld werden oft Allianzen mit Menschen gebildet, mit denen man politisch nicht in allen Punkten übereinstimmt. Der Fokus liegt darauf, diese Differenzen beiseite zu legen und sich auf klar definierte gemeinsame Ziele zu konzentrieren. In diesem Kontext sind auch Randas Ansichten bezüglich Syrien und Russland unter vielen arabischen Linken durchaus Mainstream. Meine ehrenamtliche Zusammenarbeit mit Randa basierte auf der Hoffnung, durch ihre Unterstützung etwas Positives bewirken zu können. Zwar waren mir ihre Positionen damals bekannt, und wir führten darüber auch kritische Diskussionen. Dies hinderte uns jedoch nicht daran, bei säkularen Themen konstruktiv zusammenzuarbeiten. Erwähnenswert ist auch, dass sie mehreren Ex-Muslimen auf der Flucht finanzielle Unterstützung gewährte und manche sogar bei ihr Domizil in Paris vorläufig logierte.
Im Jahr 2016 organisierten wir zwei Konferenzen: Die erste in Brüssel zum Thema "Wurzeln des Terrorismus: Säkularismus ist die Lösung" mit namhaften Rednern wie dem syrischen Dichter Adonis, dem ägyptischen Islamkritiker Sayyid Al-Qimni und Ensaf Haidar, der Ehefrau des damals inhaftierten saudischen Bloggers Raif Badawi. Die zweite Konferenz Ende des Jahres behandelte das Thema "Islamischer Faschismus" mit Beiträgen von Hamed Abdel-Samad und dem marokkanischen Philosophen Said Nachid.
Ich möchte ausdrücklich betonen: Bei keiner dieser Veranstaltungen ging es um Assad oder Russland. Eine pro-Assad oder pro-russische Agenda war nicht erkennbar. Ich habe zu keinem Zeitpunkt russische Einflussnahme erfahren oder Zuwendungen erhalten. Dennoch habe ich schon damals Putins Politik nie unterstützt - im Gegenteil: Ich habe 2013 am Geneva Summit zusammen mit Pyotr Verzilov, dem Ehemann einer inhaftierten Pussy-Riots-Aktivistin, an einer Podiumsdiskussion über Blasphemie in Russland und der islamischen Welt teilgenommen sowie immer wieder russische Dissidenten bei der UN-Menschenrechtsrat in Genf in meiner Position als Vertreter der Humanisten unterstützt. In meinen Artikeln führe ich Putin selbstverständlich unter den Autokraten dieser Welt auf.
Nach den beiden Konferenzen verlief das Projekt im Sand. Eine geplante dritte Konferenz in Tunis kam aufgrund von Randas zunehmendem Beschäftigung mit Syrien nicht zustande. Das Portfolio von ADHOC beschränkte sich letztlich auf die zwei Konferenzen und eine mittlerweile eingestellte Online-Zeitschrift. Die Website der Organisation existiert nicht mehr, weil die Organisation selbst nicht mehr existiert.
Bezüglich meines NZZ-Beitrags möchte ich darauf hinweisen, dass die von mir zitierten Oppositionellen, Moayed Skaif und Sami Al-Kayal, keineswegs Assad- oder russlandfreundliche Stimmen sind. Skaif, war ein Journalist bei Orient TV, wurde für seine Assad-Kritik häufig als Islamist diffamiert. Al-Kayal, ein Adept von Sadiq Jalal Al-Azm, ist einer der bedeutendsten Intellektuellen der arabischen Welt und ein konsequenter Kritiker des Assad-Regimes und dessen autoritärer Strukturen.
Diese Klarstellung erscheint mir notwendig, um Missverständnisse auszuräumen und die Fakten in den richtigen Kontext zu setzen. Gleichzeitig möchte ich betonen, dass ich die Recherchen von Thomas von der Osten-Sacken als sehr besorgniserregend zur Kenntnis nehme und ich betone nochmals, dass die Zusammenarbeit mit ADHOC bereits nach der zweiten Konferenz in Rom 2016 beendet wurde und es seither keine weiteren gemeinsamen Aktivitäten gab.